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3) Die Hospitalkirche und das Catharinenspital.

Zum Theil auf der alten Stadtmauer am Neckar neben der Brücke steht ein halbtausendjähriges Gebäude mit alten und neuen Anbäuen, das im Jahr 1306 von Heilbronner Bürgern zur Ehre der heil. Katharina gestiftete Spital, welchem zuerst der Priester Heinrich von Herrenberg vorstand und das 1318 von Kaiser Ludwig Privilegien erhalten hat.

Schon 1302 hatte Anna von Gundelfingen, Wittwe Burkhards von Sturmfeder die St. Elisabethen-Pfründe gestiftet, 1344 der Spitalmeister Heinrich Brecht von Gruppenbach die Marienpfründe, 1359 machte Hans Burkheimer, 1394 Hans von Dinkelsbühl, Bürgermeister zu Heilbronn, und 1457 machte Johannes von Frauenberg Stiftungen.

Durch Kauf kam dieses Spital in den Jahren 1310 in Bökingen, 1342 in Schluchtern, 1423 in Heilbronn, 1430 in Neckargartach und Bellingen zu ansehnlichen Besitzungen. Jäger I.97.A.98.209.

Die Kirche wurde der h. Catharina und h. Elisabeth geweiht, und auch zu deren Bau Ablaß versprochen. Von dieser alten Kirche stehet nur noch der Chor mit seinen Fenstern, welche gothisches Maßwerk haben; das Schiff der Kirche mit der Pfründnerstube ward am 18. Nov. 1624 ein Raub der Flammen, und 1628 wieder im Renaissancestyl aufgebaut und der h. Dreieinigkeit geweiht, 1688 brach ein Feldprediger der französischen Armee, vom Orden der Kapuziner, in die Kirche und las den Kranken Messe. Von 1700 bis zu Heilbronns Mediatisirung im Jahr 1803 hatte die Spitalkirche einen besonderen Prediger.

Als die Nikolaikirche Spital geworden war und die Kilianskirche ein Behälter für Kriegsgefangene, hatten die Evangelischen in Heilbronn gar keine Kirche mehr; es wurde daher 1805/7 nur in der Spitalkirche gepredigt, getauft und getraut. 1863 aber erkaufte die Stadtgemeinde von der Stiftungspflege alle diese Spitalgebäude am Neckar wegen der Erbauung einer neuen Brücke und die Stiftung läßt jetzt ein Krankenhaus u. s. w. neu erbauen, welches 200,000 fl. kosten wird.

4) Die katholische Pfarrkirche zu St. Peter und Paul und das deutsche Haus haben einen Umfang von mehr als 5 Morgen.

Die Gebäude enthielten nicht allein Wohnungen des Comenthurs, seiner Beamten, Meier und seiner zahlreichen Dienerschaft, sondern auch große Vorrathshäuser, in denen Bodenerzeugnisse aufbewahrt worden sind. Denn diesem Hause gehörten auf Heilbronner Markung 265 M. Acker, 128 M. Wiesen, 84 M. Wiesen bei

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_173.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)