Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

in der Schlacht bei Hanau gefangene Franzosen und erst am 28. Sept. 1820 ward sie der Stiftungspflege Heilbronn wieder zurückgegeben.

Die verwüstete Kirche ward nun als Holzmagazin benützt, im Jan. 1850 Turnhalle und am 10. Febr. 1850 Versammlungsort der zweiten Landes-Wahl- und Volks-Versammlung des württembergischen Landes-Ausschusses.

Der im März 1851 ins Leben getretene evangelische Pfarrgemeinderath forderte zu Beisteuern auf, um diese Kirche wieder zum evangelischen Gottesdienste herzustellen. Die Beisteuern und Vermächtnisse wurden so reichlich gespendet, daß der Boden wieder geplattet, die Wände getüncht und angestrichen, die Fenster hergestellt, eine Emporbühne, Altar, Kanzel und Taufstein errichtet, und die Kirche am 7. Dez. 1851 zum drittenmale eingeweiht werden konnte.

Da die Glocke 1808 auf den Hafenmarktsthurm geschafft worden war, so wurde im Okt. 1851 eine im Jahr 1805 gegossene Glocke von 419 Pfd. von dem mittleren Kiliansthurm auf die Nikolaikirche gesetzt und eine von dem Heilbronner Orgelmacher Joh. Heinrich Schäfer gebaute Orgel konnte am Adventsfeste 1852 zum erstenmal gespielt werden.

Alle diese Einrichtungen kosteten 5000 fl.

So erhielt die evangelische Gemeinde in Heilbronn, welche bis zur Mediatisirung der Stadt drei Kirchen gehabt hatte, doch wieder eine zweite, in welcher an jedem Sonntag und Festtag Vormittags gepredigt wird.

Auch ist diese Kirche in der zuerst in Heilbronn die lutherische Lehre gepredigt worden war, auch wieder die erste der Stadt, in welcher liturgischer Gottesdienst abgehalten worden ist.

Durch die Freigebigkeit des Gust. Schäuffelen erhielt diese Kirche auch eine Gasröhrenleitung, so daß sie die erste im Lande ist, welche Nachts durch Gas beleuchtet werden kann. Auch ein Stuttgarter Künstler, Wilhelm Pilgram stiftete in den Chor derselben ein schönes Ölgemälde, Christus sein Kreuz schleppend.

1854 stifteten die Erben der Jungfer Friederike Schaumenkessel ein Ölgemälde von einem Heilbronner Künstler, Emil Orth, in diese Kirche, einen Christuskopf mit der Dornenkrone, und 1855 wurde von Dekan Koch die Copie des Bildnisses Dr. Luthers von Lucas Kranach aus Beiträgen der Zuhörer seiner Bibelstunden gestiftet, und Frauen schmückten die Fenster mit Transparentgemälden.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_172.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)