Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Wenn man sich einen günstigen Begriff von Heilbronn machen will, so muß man um die Stadt gehen. Die Mauern und Gräben sind ein wichtiges Denkmal der vorigen Zeit. Die Graben sind sehr tief und fast bis herauf gemauert, die Mauern hoch und aus Quaderstücken gut gefügt. Die Steine waren als Rustica gehauen. Eine schöne Allee führt um den größten Theil des Grabens. Sie besteht aus Linden und Castanien, die als Gewölbe gehauen und gezogen sind.“

Der große Eugen ließ Heilbronn in den Jahren 1734 und 1735 noch mit vielen Verschanzungen jenseits des Neckars und des Stadtgrabens versehen, so daß die Stadt damals eine Reichsfestung war, und bis zu ihrer Mediatisirung durfte Niemand vor der Stadt wohnen.

Sogar dem Stadtschäfer wurde erst 1839 ein Wohnhaus neben dem Schafstall erbaut.

Aus diesem Grunde hat die alte Stadt sehr enge Gäßchen, im Innern nur wenige Gärten und kleine Höfe, und die meisten Häuser sind, um mehr Raum zu gewinnen, so gebaut, daß der obere Stock immer etwas über den untern hervorragt.

Die Erdgeschoße sind aus Sandsteinquadern erbaut, die oberen Stockwerke haben Riegeln, die ausgemauert sind, die Dächer sind seit 1480 alle mit gebrannten Dachplatten, jetzt einige auch mit Schiefer bedeckt.

Auch Feuersbrünste haben Heilbronn weniger gelichtet und zu Neubauten Anlaß gegeben, als viele andere Städte.

Es sind zwar von Zeit zu Zeit einzelne Gebäude abgebrannt, die Chroniken erzählen aber nur von zwei Feuersbrünsten, welche große Verwüstungen zur Folge hatten. Es wurde nämlich die Stadt am 18. und 19. September 1634 von der kaiserlichen Armee bombardirt, daß 100 Gebäude in der obern Stadt in Asche verwandelt wurden, und in der Nacht vom 6./7. Mai 1743 brannten 30 Wohngebäude und Scheunen zwischen dem Nonnengarten und Nonnenkloster ab.

Durch die Zerstörungssucht der Franzosen wurde im Dezember 1688 der Prästeneker Thurm mittelst einer Pulvermine gesprengt, und die Hafenmarktskirche durch Brände angezündet, und als Louis XIV. Mordbrenner dingen ließ, welche Belohnungen erhielten, wenn sie in deutschen Städten durch heimliches Feueranlegen großen Schaden anrichteten, so wurden auch in der Nacht vom 23./24. Junius 1696 in Heilbronn die Gebäude zwischen Markt und Kieselmarkt mit Schmelzwerk, wie es damals bei Feuerwerkern zur Zerstörung belagerter

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_165.png&oldid=- (Version vom 22.1.2021)