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in Heilbronn hat diese Stadt hauptsächlich ihrem Bürger Carl Christof Reuß (geb. 8. Jan. 1788, gestorben 22. August 1847) zu verdanken, einem Kaufmann mit außerordentlichem Unternehmungsgeiste und rastlosem Eifer für Förderung des Handels und der Gewerbe in Württemberg.

Die Beurtschiffe haben sich als Förderer des Heilbronner Handels bewährt, ebenso die Transport-Versicherungsgesellschaft; und die Dampfschifffahrt wäre auch einträglich geworden, wenn nicht seit dem Jahr 1854 die Bietigheim-Bruchsaler Eisenbahn eine sehr nachtheilige Concurrenz machen würde.

Ehe diese württembergische Westbahn fertig war, machten in Heilbronn auch die Spediteure gute Geschäfte, insbesondere, nachdem seit 25. Juli 1848 die Nordbahn ihre Wagenzüge nach Heilbronn sendete.

So wurden im Jahr 1852 beim Hauptzollamt Heilbronn 242.291 Zollcentner Waaren behandelt, wovon 2517 zu Lande, 239.774 zu Wasser angekommen sind, und zwar auf 859 Schiffen, 1402 Nachen und 210 Dampfbooten, zusammen in 2471 Fahrzeugen (ums Jahr 1790 rechnete man jährlich 130.000 Centner Schiffsgüter).

Durch die Bahn, welche Württemberg auf seine Kosten bis Bruchsal gebaut hat, hat Mannheim das gewonnen, was Heilbronn verloren hat; Heilbronns Speditionshandel nach Westen und Osten ist in eine isolirte Lage gekommen. Der Neckarschifffahrt bleibt es nachtheilig, daß immer noch an Baden (denn in Württemberg wird seit 1835 ein Neckarzoll nicht mehr erhoben), Neckarzölle bezahlt werden müssen, nämlich 38/10 kr. für zollpflichtige Güter und 13/10 kr. für Güter freien Verkehrs per 100 Pfd. Zollgewicht, während dieselben Waaren auf der Eisenbahn einer solchen mittelalterlichen Abgabe noch nie unterworfen worden sind.

Es ist ein Glück für Heilbronn, daß seine Kaufleute sich mehr und mehr auf Betreibung von Fabriken legen. Auch der Handel mit Naturprodukten (Getreide, Ölsamen, Holz) hat in Heilbronn sehr zugenommen.

Steinkohlen, welche die Heilbronner Schmiede schon im Jahr 1784 kennen gelernt haben, sind jetzt ein sehr starker Artikel geworden, welchen die Schiffer nach Heilbronn führen, und in den 1850er Jahren hat der Handel mit Brettern außerordentlich zugenommen, so daß man nicht mehr im Stande ist, alle in Schiffe zu laden

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Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_108.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)