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moîscht, der Pfälzer was meenst’de, der Heilbronner was maansch. Auch das Diminutivum le, wo der Pfälzer che, der Ostfranke lich sezt, gehört dahin.

Dem Rheinländer machen sich diese schwäbischen Züge der Heilbronner Sprechweise schon sehr bemerklich; dem Schwaben dagegen verschwinden sie gegenüber von dem fränkischen Gesammtcharakter.

Wenn der Schwabe die Heilbronner Mundart mit der jüdischen vergleicht, so beruht dieß darauf, daß der von vielen Juden bei uns gesprochene Dialect ebenfalls eine Mischung süddeutscher Mundarten mit Vorherrschen der rheinfränkischen ist.

Diese Mischung in der Heilbronner Mundart hat innerhalb des Bezirks noch verschiedene Nuancen. In den badischen Gränzorten Fürfeld, Bonfeld, Ober- und Unter-Eisesheim ist das Pfälzische noch stärker vertreten; in den altwürttembergischen und nördlichen Orten Horkheim, Abstatt, Gruppenbach sind die schwäbischen Elemente vorherrschender; die Stadt mit den reichsstädtischen und deutschorden’schen Gemeinden steht in der Mitte.


c. Leben und Sitten.
1. Wohnung.

Die Häuser haben meistens einen steinernen Stock, auf welchem zwei Stockwerke aus Riegelwandungen stehen. Alle sind mit gebrannten Ziegeln bedeckt und zwar in der Stadt schon seit 1500. In den Dörfern haben die Wohnhäuser meistens zwei Stockwerke; die Scheuern sind auf dem Lande gewöhnlich vom Wohnhause abgesondert. Der Reichthum an Bausandsteinen, Kalksteinen, Lehm, Gyps und Bausand begünstigt sehr den Bau guter Häuser, nur die Balken und Bretter werden zum Theil aus größeren Entfernungen herbeigeführt.

Die Dörfer in der Nähe der Residenz und etwa die nach einer Feuersbrunst neu aufgebauten Dörfer des Landes ausgenommen, werden nirgends bessere Gebäude zu finden sein, als im Oberamte Heilbronn.


2. Nahrung und Kleidung.

Bei der Fruchtbarkeit des Bodens, welcher Getreide, Kartoffeln und Gemüse aller Art, Obst, Weintrauben und Mohn hervorbringt, und bei einer starken Viehzucht kann es nicht fehlen, daß auch der Bauer gute Kost und reichliches Getränke genießt; auch seine Kleidung ist so gut, als nur irgendwo in Württemberg.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 062. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_062.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)