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Häuser und Güter durch Sterben der Angehörigen fast herrenlos geworden oder leicht zu erwerben waren, siedelten sich Viele aus der Nähe und Ferne neu in der Stadt an. Die Elemente, aus denen die Bevölkerung erwuchs, sind daher mannigfaltig gemischt, was sich zu allen Zeiten als förderlich und anregend für die körperliche und geistige Entwicklung einer Bevölkerung erwiesen hat.


b. Eigenschaften.

Der Körperbau ist im Allgemeinen gut. Da die meisten Einwohner gehörige Nahrung haben, so sind sie muskulös und kräftig. Auch die Weingärtner, von denen in benachbarten Oberämtern viele von schwerer Arbeit niedergebeugt einhergehen, sind in der Stadt Heilbronn und in ihrer Umgegend gerade einherschreitende, kräftige Leute, so daß die Musterungscommissionen bei der Recrutirung die jungen Weingärtner der Stadt zu den schönsten Jünglingen des Landes zählen. Auch giebt es nicht wenige große Leute im Oberamte.

Nach den Ergebnissen der Recrutirung von 1838–57 waren im Oberamt Heilbronn von 100 Visitirten 9,54 untüchtig wegen mangelnder Körpergröße. Der Landesdurchschnitt war 10,23 %. Im benachbarten Bezirke Weinsberg war die Zahl fast doppelt so groß: 18,83. Unter den Bezirken des Neckarlandes gehört das Verhältniß in Heilbronn zu den günstigsten; nur Stuttgart und Cannstatt gehen im Neckarkreise voran; die oberschwäbischen Ämter dagegen, sowie einige am oberen Neckar haben die Verhältnißzahlen von 4–6 %. Wegen Gebrechen waren im Oberamt Heilbronn von 100 Visitirten 40,04 untüchtig; auch dieß Verhältniß ist etwas günstiger als der Landesdurchschnitt von 41,10.

Der Gesundheitszustand der Stadt Heilbronn, noch mehr jedoch in den Amtsorten kann ein günstiger genannt werden und bietet keine besonders hervorzuhebende Erscheinungen dar. Es ist daher nur Weniges darüber zu bemerken.

Wie sich in Heilbronn, wo die aus Rußland zurückgekehrten württembergischen Soldaten sich im Frühjahre 1813 sammelten, zuerst im Lande diejenige Art von Typhus gezeigt hat, der bis dahin nur bei den Völkern slavischen Ursprungs geherrscht hatte (Febris Hungarica), so war es wieder Heilbronn, das zuerst im Lande, im Jahre 1828, von dem Abdominal-Typhus angesteckt wurde, der nach und nach rheinaufwärts gestiegen ist. Dieses Schleim- und Nervenfieber trat im Herbst 1833 heftig, im Sommer 1834 sehr stark, in den Sommern 1835, 1840 und 1841 minder stark auf, insbesondere in

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Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 056. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_056.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)