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Stadt Heilbronn waren 1861 36 ortsangehörige, dagegen 137 ortsanwesende Juden. Gegenwärtig wohnen bereits etwa 50 jüdische Familien in der Stadt.

Über die Vertheilung der Bevölkerung nach Stand und Beruf fehlen genauere Ermittlungen. Die Zahl der Landwirthe und Gewerbtreibenden wird jedoch aus dem volkswirthschaftlichen Abschnitte zu ersehen sein. Andere Stände kommen statistisch kaum in Betracht. In der Zahl der öffentlichen Diener unterscheidet sich Heilbronn von den Oberämtern mit fast ausschließlich ländlicher Bevölkerung nur wenig.


2. Stamm und Eigenschaften der Einwohner.
a. Stamm.

Das Oberamt Heilbronn lag zwar fast ganz im schwäbischen Kreis; doch sind die Einwohner nicht mehr dem schwäbischen Stamm beizurechnen, sondern dem fränkischen, und zwar dem rhein- oder westfränkischen, der gerade in dieser Gegend einerseits an das Ostfränkische und andererseits an das Schwäbische oder Alemannische grenzt.

Die alte Stammgrenze zwischen Alemannen und Franken lag noch ziemlich nördlich von Heilbronn, denn auch Bietigheim ist noch auf fränkischem Boden. Als die alten Stammherzogthümer zerfielen und sich in kleinere Territorien auflösten, gelang es den Grafen und Herzogen von Württemberg, in den südlichen Grenzbezirken des alten Frankenlandes ansehnliche Erwerbungen zu machen, die durch die Ämter Weinsberg, Neuenstadt und Möckmühl noch über Heilbronn hinaus lagen und das reichsstädtische Gebiet von drei Seiten einschlossen. Dieß mochte der Anlaß sein, daß man die zwischen der Pfalz und Württemberg gelegenen kleineren Besitzungen der Reichsstädte Heilbronn, Wimpfen und des Deutschen Ordens aus geographischen Gründen noch dem schwäbischen Kreise zutheilte.

Wenn aber das rheinfränkische oder specieller das pfälzische Element das in der Bevölkerung des Heilbronner Bezirks vorherrschende ist, so lag es in der Natur der Sache, in den Verhältnissen eines kleinen zwischen größeren Staaten eingeschobenen Grenzbezirks, einer auf Gewerbe und Handel angewiesenen, nach demokratischen Grundsätzen regierten Reichsstadt, daß auch viele Ansiedler aus den benachbarten Gegenden und aus weiterer Ferne hereinzogen. Schon im Mittelalter kamen des Handels wegen Fremde vom Rhein, selbst von Italien in die Stadt. Nach dem dreißigjährigen Kriege, als viele

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Dr. Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 055. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_055.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)