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unter die Bürger zu Wiesen vertheilt. Sehr beträchtlich ist auch die Schafzucht, die von mehreren Bauern und Söldnern mit gutem Erfolg betrieben wird. In Folge des Futtermangels 1842 hat sich jedoch die Zahl der Schafe von 2000 auf 1137 vermindert. Die Weide gewährte 1843 einen Pachtertrag von 855 fl. (1842 v. 1815 fl.; der Pförcherlös beträgt 931 fl.). Das Fischrecht in der Brenz tragen zwei Bürger vom Staat zu Lehen. – Weberei wird auf 37 Stühlen fast ohne Ausnahme um Lohn für Heidenheimer Fabrikanten betrieben. Außer einer Färberei sind nur die ganz gewöhnlichen Gewerbe hier. Schildwirthschaften finden sich drei, Bierbrauereien drei, Mahlmühlen zwei, Ziegelbrennerei eine. Noch auf hiesiger Markung liegt ein zu der Völterschen Papierfabrik in Heidenheim gehöriges Beiwerk mit vier Holländern, einer Presse und einer Maschine zur Bereitung endlosen Papieres. Spinnerei mit Schnellerhandel ist unter den Nebengewerben das erheblichste. Vortheilhaft wirkt auf die Gewerbsthätigkeit die Frequenz der Landstraße.

Bei großer Verschiedenheit der ökonomischen Umstände der Einwohner ist im Ganzen der Nahrungsstand doch über mittelgut. Völlig Mittellose giebt es beinahe gar keine, dagegen einige sehr wohlhabende Bauern. Das Gemeindevermögen, hauptsächlich in Wald und Schafwaide bestehend, ist mit Schulden nicht belastet. Im J. 1709 erwarb die Kommun das Güssenberger Schloßgut durch Kauf von den Töchtern des Herzogs Friedrich Ferdinand von Württemberg um 15.250 fl., und brachte in den Jahren 1834 und 1837 das gesammte Großzehentrecht käuflich um die Summe von 30.250 fl. von Graf Thierheim-Minucci, Schwiegersohn und Erben des Grafen Minucci, an sich, welcher nach Säkularisation des Klosters Kaisersheim, des ehemaligen Großzehentherren von Hermaringen, dieses Recht als Dotation erhalten hatte. Hierüber wird eine abgesonderte eigene Rechnung geführt. Der kleine und Heuzehnten gehört der Pfarrei. Die Gemeinde hat alle ihre Gefälle

gegen den Staat mit 21.484 fl. 25 kr.
gegen den Freiherrn von Schenk in München mit 17.882 fl. 47 kr.
die Stiftungspflege in Hürben mit 91 fl. 40 kr.
und ihre zur Stiftungspflege Giengen schuldigen Laudemien mit       1478 fl. 30 kr.

abgelöst. Die Ablösung der übrigen in letztere Stiftungspfiege schuldigen Gefälle kam nicht zu Stande. [1]

1) Hermaringen mit 901 Einw. (worunter 2 Katholiken) in 140 Wohnhäusern, liegt offen und angenehm an beiden Ufern

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_227.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. 1736 wurden 15 kr. aufgehoben, welche jeder Bürger „zur Wolfsjagd“ bezahlen mußte.