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(4050 M.) und wird in neuerer Zeit fleißig verbessert; die Zahl der Wechselfelder vermindert sich immer mehr, und man läßt sich angelegen seyn, durch Benutzung des sich hier reichlich vorfindenden Mergels dem Boden nachzuhelfen und öd gelegene Güter für die Kultur zu gewinnen. Lammwirth Bosch verdient unter den fleißigen Landwirthen besondere Erwähnung. Dinkel und Haber werden in großer Menge (größtentheils zur Verwerthung in der Schranne zu Geislingen) gebaut. Nicht unbedeutend ist auch der Flachsbau. Der Durchschnittsertrag eines Morgens stellt sich vom Dinkel auf 7, vom Haber auf 6 Scheff. Der Preis der geringsten Äcker ist 2 fl., der mittlere 75 fl., der beste 225–250 fl. p. Morgen. Im Ganzen sind die Güterpreise sehr gestiegen. Geschlossene Güter giebt es längst nicht mehr, und mit der steigenden Bevölkerung nimmt auch die Vertheilung des Grundeigenthums zu. Der Wiesenbau ist räumlich sehr beschränkt (nur 1483/8 M.), der Ertrag aber gut. Um so mehr wird der Bau an Futterkräutern, namentlich dreiblättriger Klee und Esper betrieben. Der Preis eines M. Wiesen steigt von 80 fl. bis auf 300 fl. Der Obstkultur steht die Ungunst des Klimas entgegen; doch sucht man durch eine 1842 angelegte Gemeindebaumschule für ihre Emporbringung zu wirken. Von 6202/8 M. Wald (darunter ungef. 36 M. Nadelwald) besitzt die Gemeinde 3525/8 M., 462/8 die Stiftungspflege, das Übrige ist Privateigenthum. Die Pferdezucht ist in gutem Zustand und scheint sich noch mehr zu heben; es werden viele Pferde nach außen verkauft. Auch die Rindviehhaltung gehört zu den bessern, indem immer mehr auf gute Zucht gesehen wird. Die Stallfütterung ist allgemein; nur die minder begüterten Bauern treiben auf die Stoppelwaide. Verkauft wird vieles Vieh mit Vortheil auf den benachbarten Märkten und an Göppinger Viehhändler. Die Schafwaide wird beinahe nur von fremden Schafen beschlagen, und wirft einen jährlichen Pachtertrag von 800–1300 fl. ab. Der Pförcherlös belief sich 1842 auf 1323 fl. Schweine werden hier nicht gezüchtet. – Die zahlreichsten Handwerker sind die Weber (29 Stühle), die früher alle auf den Verkauf woben, jetzt aber hauptsächlich in Folge wiederholter Flachsmißjahre sehr herabgekommen sind, und nun größtentheils für Heidenheimer Häuser mit Verfertigung von sogenannten Stücktüchern aus Baumwolle sich beschäftigen. Außerdem sind auch die Maurer und Zimmerleute zahlreich, die meistens gesellenweise auswärts arbeiten. Noch sind zu nennen vier Schildwirthschaften, drei Bierbrauereien und eine Ziegelei. Ein Vieh- und Krämermarkt, der einmal des Jahrs gehalten wird, ist gänzlich im Verfall.

Die Vermögensumstände der Einwohner sind im Ganzen nicht ungünstig. Es giebt mehrere sehr bemittelte Bauern, und fast keine

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_207.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)