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Bedürfnissen versorgt. Unter arme Familien werden nach Erkenntniß des Kirchenkonvents wöchentlich Almosen an Geld und Brod ausgetheilt, welche jährlich eine Summe von mehr als 2000 fl. ausmachen. Ferner werden arme Bürgerssöhne durch Beiträge zu ihrem Lehrgeld unterstützt und verwahrloste Kinder in Rettungsanstalten untergebracht. Die Gebäude bestehen aus dem Pfründehaus neben dem Spital oder Lauingerthor, der Kirche zum heil. Geist (s. oben) und dem 1812 neu erbauten ansehnlichen Wohnhaus des Stiftungspflegers.

Seit 1841 besteht die Wilhelmsstiftung mit einem Fond von 6000 fl., welchen Stiftungsrath und Bürgerausschuß zum Andenken an die Jubelfeier der 25jährigen Regierung Sr. Majestät des Königs Wilhelm zu Stipendien für solche Bürgersöhne ausgesetzt hat, welche Zöglinge irgend eines forst- und landwirthschaftlichen Instituts oder irgend einer Ackerbauschule des Königreichs, oder Schüler der polytechnischen Schule in Stuttgart, und der Kunstschule daselbst (oder wohin sonst solche Anstalten im Königreich verlegt werden sollten) sind, oder endlich akademischen Studien sich widmen und auf der Universität des Königreichs inscribirt haben. – Für Studierende der Theologie besteht die Kindvatersche und Roggenburgsche Stiftung von 600 fl.

Ein Armen- (ehemals Leprosen-) Haus, worin arme Wittwen unentgeldliche Unterkunft finden, auch erkrankte Handwerksbursche und sonst verlassene Personen verpflegt werden, befindet sich in einiger Entfernung von der Stadt an ihrer nördlichen Seite. Auch diese Anstalt wird von der Stiftungspflege unterhalten.

Von Vereinen bestehen hier: ein Gewerbeverein, ein Gesangverein und eine Schützengesellschaft. Auch hat Giengen eine Bürgergarde.


Sonstige Anstalten.

Bis zum J. 1811 war in Giengen eine Post, die sich von den ersten Zeiten der Einrichtung des Postinstituts in Deutschland unter Kaiser Maximilian I. herschrieb. In dem genannten Jahr wurde die Post nach Hermaringen an die Augsburger Landstraße verlegt. Hinsichtlich der Straßenverbindungen war Giengen bis in die neuesten Zeiten im Nachtheil, s. oben. Nunmehr aber ist die direkte Straße nach Heidenheim, und die Straße über Oggenhausen und Nattheim nach Nördlingen und Nürnberg, so wie die Straße nach Ulm, und die nach dem untern Brenzthal und Augsburg in guten Stand gestellt. Innerhalb Etters befinden sich für die Hauptpassage drei steinerne und zwei hölzerne Brücken, und zwei weitere hölzerne über den Brenzkanal. Außerhalb Etters auf den Straßen nach Ulm

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_195.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)