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Haupterzeugnisse. Der Werth der Äcker ist sehr verschieden; in den geringsten Lagen kaum 5-10 fl. per Morgen, in den vorzüglichsten 400 fl.; die Mittelpreise halten sich zwischen 150-300 fl. Der Wiesenbau ist nicht unbedeutend; die Wiesen (257 M., wovon die besten im Thal, die übrigen zum größern Theil nur einmähdigen, auf der Höhe liegen) sind ergiebig und das Futter vorzüglich. Für Obstbau würde sich die Lage des Ortes in dem verhältnißmäßig milden Thalkessel wohl eignen, allein zur Emporbringung dieses bisher vernachlässigten Kulturzweiges ist erst in der neuesten Zeit, namentlich durch Anlegung einer Gemeinde-Baumschule, etwas geschehen. Von der Waldfläche gehören 867 M. dem Staat, 425 M. dem Fürsten von Thurn und Taxis, früher dem Kloster Neresheim, an welches die hiesige Gemeinde diesen Besitz im 30jährigen Krieg um ein geringes Geld verpfändet haben soll, um ihn nie wieder einzulösen. Noch besitzen: die Gemeinde 140, Privaten 310 und die Stiftungen 14 M. – Die Pferdezucht ist gering, auch die Rindviehzucht nicht erheblich und der Schlag ziemlich unansehnlich. Die Stallfütterung wird allmälig, jedoch unter Kämpfen mit Widerspruch und Vorurtheil, eingeführt. Waldwaiden sind in den Staats- und Taxis’schen Waldungen gestattet. Die Schafzucht hebt sich durch fortschreitende Veredlung; die Kommun-Schafwaide ist gegenwärtig um 300 fl. verpachtet. – Der Gewerbebetrieb ist sehr unbedeutend. Im J. 1835 arbeiteten 16 Lohnweber auf 16 Stühlen, meistens in halb baumwollenen halb linnenen Waaren, für Heidenheimer Fabriken. Schildwirthschaften bestehen zwei. Eine im Staatswald Ahlenberg befindliche Bohnerzgrube beschäftigt 7 Bergleute von hier. Der Wohlstand steht im Ganzen auf einer sehr niedrigen Stufe, und nur wenige Bauern, in deren Händen die bessern Feldgüter und ansehnliche Privatwaldungen sich befinden, können wohlhabend genannt werden. Hinsichtlich ihres Charakters haben die Bewohner weder im Guten noch im Bösen etwas Besonderes; Lebensart und Sitten sind einfach.

Das Haupteinkommen der Gemeinde ist der Ertrag der Schafwaide; sonst besitzt sie c. 3000 fl. an Capitalien. Die Nutzung aus Waldungen ist gering, und Bürgergaben werden schon seit langer Zeit nicht mehr ausgetheilt. Sonst beschränken sich die bürgerlichen Nutzungen auf ein Kraut- und ein Kartoffelland, je auf ein Haus, wovon jedoch die neu erbauten Häuser und die jeweilig jüngsten Bürger ausgeschlossen sind. An Armenstiftungen sind 180 fl. Capitalien vorhanden, deren Zinsen zu Brodaustheilungen verwendet werden. – Den Großzehenten bezieht der Staat, den kleinen und Heuzehenten die Pfarrei. Grundherrliche Gefälle erheben hier der Staat, der Fürst Thurn und Taxis und das Hospital Giengen.

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_175.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)