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das Klima schon einige bessere Sorten und selbst einige Nußbäume sind vorhanden. Nicht ganz im rechten Verhältniß zum Ackerbau steht der Wiesenbau, da die dem letzteren dienende Fläche nur 301 Morgen zum Theil im Brenzthal gelegene Wiesen beträgt. Sie sind übrigens sämmtlich zweimähdig und der sehr reichliche Ertrag (30 Ctr. Heu und 15 Ctr. Öhmd vom Morgen) ist von vorzüglicher Güte. Der Mittelpreis des Morgens ist 350 fl. Was die Pferdezucht betrifft, so hält jeder eigentliche Bauer Pferde, da nur die minderbegüterten, sogenannten Söldner, mit Ochsen und Kühen pflügen. Wenn aber gleich einzelne schöne Gespanne vorhanden sind, so wird doch auf keinen besonders ausgezeichneten Schlag gesehen. Mehr wird auf die Rindviehzucht gehalten, nur steht ihrer größeren Ausdehnung die erwähnte Beschränktheit des Wiesenbaus im Wege. Die Stallfütterung ist allgemein, mit Ausnahme der Herbstwaide. Auch hat die Gemeinde in einem Theil der Staatswaldung ein Waiderecht, das für die Ochsen benützt wird. Die Schafwaide wird mit einheimischen und fremden Schafen beschlagen, doch werden auswärtige hier nicht überwintert. Der Pacht beträgt für die nächsten drei Jahre je 600 fl. Schweine werden theils im Orte gezüchtet, theils aus Bayern eingeführt, und viele gemästet. Andere Zweige der Viehzucht sind von keiner Erheblichkeit. – Besonderer Industriebetrieb findet sich außer den gewöhnlichen ländlichen Gewerben nicht. Ein Vieh- und Krämermarkt, zu welchem die Gemeinde berechtigt ist, ist unbedeutend. Vorhanden sind vier Schildwirthschaften, vier Bierbrauereien, eine Mahl-, eine Gyps-, zwei Ölmühlen und eine Ziegelei. Ein Hafner arbeitet ziemlich viel auf den Verkauf, besonders in irdenen Öfen von zierlicher Arbeit. Das stärkste Gewerbe besteht in der Weberei, und zwar zum größten Theil in Baumwolle-Weberei. Im J. 1835 waren 109 Stühle für auswärtige Fabrikanten in Bewegung. Ein einziger Weber wob glatte Leinwand für eigene Rechnung. Diese Gewerbsleute befinden sich in einer gedrückten Lage und müssen durch Tagelöhnerarbeit bei den Bauern ihrem Fortkommen nachzuhelfen suchen. Die hiesigen Bauern dagegen, welche im Besitze schöner geschlossener Hofgüter sind, gehören zu den wohlhabenderen nicht nur dieses Oberamtsbezirkes, sondern des Landes überhaupt. Auch solche Bürger, welche mit geringerem Feldbau eine Profession verbinden, haben größtentheils ihr gutes Auskommen. Die Einwohner sind – die Weber ausgenommen – ein kräftiger Menschenschlag von mehr als mittlerer Größe. Man lobt an ihnen Fleiß, Ordnungsliebe, Geradheit, und – was bemerkt zu werden verdient an reichen Bauern – Höflichkeit.

Das Eigenthum der Gemeindekorporation ist unbedeutend; sie

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_169.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)