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22,2 R. Wiesen, 1/8 M. 26,3 R. Gärten und Länder, 8 M. 41,7 R. Ödung und Wege. Die gegenwärtige Pachtperiode läuft von 1840/58, der Pachtschilling beträgt: 1820 fl. 54 kr.

Anhausen hat eine stille, klösterliche Lage an der Brenz, wo das Thal anfängt zwischen waldigen Höhen sich einzuengen. Das Örtchen ist ein sehr herabgekommener und immer mehr verfallender Überrest der ehemaligen Benediktiner-Abtei Anhausen, nach deren Aufhebung in Folge der Reformation fortwährend ein evangelischer Prälat und ein Klosteroberamt, welches zugleich die kirchenräthliche Verwaltung war, hier seinen Sitz hatte. Im J. 1806 wurde letzteres aufgehoben, und der kleine Amtsbezirk, zu welchem Dettingen, Heuchlingen und Mögglingen (letzteres im OA. Gmünd) theilweise, Gussenstadt aber ganz gehörten, zuerst dem OA. Giengen und nach dessen Auflösung dem Oberamt Heidenheim und Cameralamt Herbrechtingen zugetheilt. Der letzte Prälat, M. Joh. Christian Hiller, starb den 28sten Jan. 1820. Er war überhaupt der letzte der vierzehen Klosterprälaten, welche vor der Incamerirung des Kirchenguts in Württemberg bestanden hatten. Gegenwärtig ist Anhausen noch der Sitz eines Revierförsters, der seine Wohnung in dem ehem. Oberamteigebäude hat. Außer diesem Gebäude, so wie der mit demselben unter einem Dach befindlichen Kirche, dem Fruchtkasten und der Kastenknechtswohnung, hat der Staat sämmtliche Klostergebäude im J. 1831 veräußert, die dann zum Theil abgetragen wurden. Am meisten bedauert man die Zerstörung der schönen gothischen Klosterkirche, die zwar schon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts unbrauchbar geworden, aber als eine sehr malerische Ruine mit ihrem noch wohl erhaltenen hohen und zierlichen Thurm eine Zierde des Brenzthales gewesen war. Ums J. 1831 wurde die Kirche, 1835 der Thurm abgebrochen. Dasselbe Schicksal hatte schon früher, unter dem letzten Klosterbeamten, die schöne Kapelle zu St. Nikolaus (erbaut im Anfang des 15. Jahrhunderts, eingeweiht 1404) erfahren, welche über dem Kloster am Saume des Waldes, weithin sichtbar, gestanden hatte. Das Prälaturgebäude steht zwar noch, und wird von einigen armen Familien zur Miethe bewohnt, soll aber dem Vernehmen nach von seinem jetzigen Besitzer, dem Riedmüller, ebenfalls zum Abbruch bestimmt seyn. Im J. 1831 errichtete ein Privatmann hier eine Maschinenbauerei, mit welcher er 1836 eine Baumwollenspinnerei und Zwirnerei in Verbindung setzte; allein beide Geschäfte erreichten in der letzten Zeit ihre Endschaft, und so steht die gänzliche Verödung des Ortes in naher Zukunft zu erwarten.

In den J. 1726–1729 wurde die kleine Pfarrkirche eingerichtet, welche sich unter Einem Dache mit der Revierförsterswohnung

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_147.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)