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die Pfarrkirche mit einem niedrigen Thurm, eigentlich nur eine Kapelle, in welcher Kanzel, Altar, Orgel u. s. w. im kleinsten Maaßstab angebracht sind. Das Kirchlein enthält die Monumente des Freiherrn Franz von Weltz auf Eberstein und Spiegelfeld, Herrn des freien Ritterguts Bergenweiler, der 1661 starb, und dessen 1666 gestorbener Wittwe Emma geb. Freiin v. Saurau. Die Baulast hat die Gutsherrschaft. Das Kirchenvermögen ist sehr gering; vor einigen Jahren betrug die dreijährige Einnahme 74 fl., die dreijährige Ausgabe 96 fl. Das Deficit muß die Gemeinde decken. Bergenweiler war bis 1588 der katholischen Konfession zugethan und Filial von Brenz, s. u. In dem genannten Jahre reformirte Heinrich von Stain den Ort und dotirte eine Pfarrei, aber so gering, daß dieselbe in neueren Zeiten lange mit Brenz kombinirt war, bis sie in den letzten Jahren wieder mit einem eigenen Geistlichen besetzt wurde. (Die 7 katholischen Einw. sind Filialisten von Burgberg.) Das Patronat ist gutsherrlich. Das Pfarrhaus, dessen Unterhaltung der Gutsherrschaft obliegt, hat eine schöne Lage im Thal an der Brenz. Ein kleines Schul- und Rathhaus ist 1840 zur Hälfte auf Kosten des Gutsherrn, zur Hälfte von der Gemeinde erbaut worden. Der Begräbnißplatz befindet sich nördlich auf der Anhöhe am Ende des Orts. Ein vorspringender, waldbewachsener Hügel an der Vereinigung des Hürben- und Brenzthales führt den Namen Ravensburg. Daß er ehemals eine Ritterburg trug, ist eine sehr wahrscheinliche Sage, wiewohl von den Besitzern und den Schicksalen derselben nichts bekannt ist. Wall und Graben stellen sich noch deutlich dar. Selbst Mauerwerk will man in früheren Zeiten hier gefunden haben.

In den frühesten Zeiten war Bergenweiler im Besitz der Güssen von Güssenberg, deren Stammburg nur 1/2 Stunde von hier entfernt ist. Bereits im 14. Jahrhundert schritt dieses Geschlecht auch an diesem Orte zu Güterveräußerungen; im J. 1376 verkauften Brun und Hans die Güssen von Brenz all ihr Gut zu Bergenweiler an Wilhelm Vezer, dessen Stamm dieses Eigenthum behielt bis zum J. 1442, wo es Mang und Wilhelm Vetzer an Peter von Leinberg veräußerten. (Orig. im Stuttg. St. A.) Ungeachtet des erwähnten Verkaufes blieb doch Bergenweiler fast ganz der Familie Güß, in welcher es im J. 1455 von Diepold Güß an seinen Bruder Gerwig Güß überging. Als dessen Sohn Sixt seiner Hausfrau, Hilgart von Ellerbach, eine Heimsteuer und Morgengabe verschrieb, überließ ihm der Vater zu diesem Behufe den Thurm Bergenweiler mit der Behausung und den Weiler nebst Zugehörungen.

Von genanntem Sixt Güß erkaufte im J. 1472 Ritter Puppelin von Stein zu Niederstotzingen († 1500) um 2000 fl. das Dorf und

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_141.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)