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Gewerbe vortheilhaft gewesen zu seyn. Wie schon früher aber der 30jährige Krieg, so waren auch spätere Kriegsunruhen dem Handel wieder ungünstig, und die 1709 und 1715 im Widerspruch mit den Webern und den Ortsbehörden, mittelst Erneuerung von Verboten und Zwangsmaaßregeln, namentlich der einer Handels-Gesellschaft verliehenen ausschließenden Privilegien zum Aufkauf der in der Herrschaft fabricirten Leinwand, angestellten Wiederbelebungsversuche waren hiezu nicht geeignet. Die Gesellschaft fallirte und die Weber erlitten dadurch einen neuen Stoß. Das Privilegium kam hierauf an einen Herrn v. Heilbronner aus Ulm und von diesem an Pommer u. Comp. in Urach. Mittlerweile wurden die österreichisch-italienischen Staaten dem Leinwandhandel verschlossen, es kam solcher immer mehr herunter, bis er zuletzt auf die Fabrikation von Hausleinwand sich beschränkte. Erst 1810 gelang es dem Kaufmann J. Rieker in Heidenheim, neue Absatzwege nach Sardinien und Spanien aufzufinden, wodurch die Weberei so wie der Handel plötzlich wieder einen Aufschwung erhielten. Bald wurden jedoch auch diese Kanäle verschlossen und die Fabrikation wieder auf die Hausleinwand beschränkt, mit deren Absatz sich bloß noch Händler im Wege des Hausirens in Bayern, Baden und am Rhein beschäftigen. Dagegen hat sich ein großer Theil der Weber der Baumwollen-Weberei zugewendet, welche zunächst J. H. Schüle, damals der bedeutendste Zizfabrikant Augsburgs, 1766 hieher verpflanzt hat. Mit den Webern Augsburgs, die nicht dulden wollten, daß er andere als von ihnen gewobene Kattune drucke, in Streit gerathen, verlegte er seine ganze Fabrikation hieher, wozu ihm die verlassenen Gebäude der Leinwandhandlungs-Gesellschaft dienten. Bald waren 200–300 Stühle für ihn beschäftigt; als er aber in der Zwischenzeit seinen Streit beim Reichshofrath in Wien gewonnen hatte, zog er nach zwei Jahren schon nach Augsburg zurück und die neue Erwerbsquelle für die Weber ging wieder versiegen. Im Jahr 1774 kamen die Fabrikgebäude in den

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 076. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_076.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)