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Thüngenthal an bis Otterbach und Oberscheffach neuerlich namhaft verbessert worden ist. Ebenso wurde 1839 eine neue Vicinalstraße mit einer Brücke von Stein über den aus dem See bei Altenhausen kommenden Hummelbach, welcher das Dorf bewässert, gegen Matheshörlebach chausseemäßig angelegt und der Orts-Etter i. J. 1841 zu corrigiren angefangen. Der Gemeindebezirk ist dem Forstamte Comburg zugetheilt. Der große Zehente gehört hier und in Otterbach wegen Comburgs dem Staat, der kleine, Blut- und Heu-Zehente aber der Pfarrei. Gefälle beziehen der Staat, die Stadtpflege und Armenverwaltung Hall und einige haller Privaten. An den Gefällrechten des Staats hat die Gemeinde seit 1817 einen Capitalbetrag von 7434 fl. 36 kr. abgelöst. 1

Das Dorf ist weitläufig gebaut und sehr ansehnlich. Die Kirche zu unserer lieben Frau hat einen schönen gothischen Chor aus dem 15. Jahrhundert und wurde 1683 renovirt. Von der ältesten Kirche scheint noch der untere Theil des Thurmes und ein auf der Nordseite angebrachtes, längst zugemauertes, im byzantinischen Styl ausgeführtes Portal herzurühren. Zu bedauern ist, daß zu Anfang dieses Jahrhunderts der majestätische, mit Gold reich verzierte Hochaltar abgebrochen und durch die nun erstmals errichtete Orgel Chor und Kirche des Lichtes beraubt worden sind. Merkwürdig sind das Bild der hienach zu erwähnenden heil. Jungfrau mit dem Hasen, einige Glasmalereien und ein Basrelief von Sandstein, welches 4 schlafende Krieger, wahrscheinlich Wächter am Grabe des Erlösers, in Tracht und Bewaffnung des 15. Jahrhunderts vorstellt. Das freundlich gelegene Pfarrhaus ist ganz von Stein und soll zu diesem Zweck schon 1286 von Conz von Hopfach, der es bis dahin bewohnt, Comburg übergeben worden seyn. Die Baulast an Kirche und Pfarrhaus hat der Staat, an jener wegen Halls, an diesem wegen Comburgs. – Thüngenthal hat eine Schildwirthschaft, welche 1841 und 1842 in größerem Styl neu aufgebaut wurde, mit einer Bierbrauerei. – Die Gewerbe sind im Übrigen unbedeutend, und die Hauptnahrungsquelle fließt hier und in den Parcellen aus der Landwirthschaft, aus der Ochsenmastung, Schweinszucht, der Bienenzucht und dem Ochsenhandel. Die Einwohner sind im Allgemeinen wohlhabend. Der Boden ist im Durchschnitt ergiebig; die hohe Lage bewirkt aber, daß die Gartengewächse später sind, als im Kocher- und Bühler-Grund. Die Wiesen Thüngenthals stehen nach Größe und Beschaffenheit einer weiteren Ausdehnung der Viehzucht entgegen. – Thüngenthal ist, wie bereits erwähnt, paritätisch und besteht zu 2/3 aus Evangelischen und 1/3 Katholiken, die nach Steinbach eingepfarrt sind. Zur Kirchengemeinde gehören auch noch Altenhausen, Otterbach,

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0266.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)