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in die Hände gespielt habe, und dabei selbst umgekommen sey. Seitdem sey er verdammt in dieser Gegend, entweder weil sie seine Heimath, oder der Schauplatz seiner Verrätherei war, ruhelos sich und Andern zur Geißel umherzuspucken. Wahrscheinlich steht diese Sage in Verbindung mit einer Fehde, welche die Haller (nach Crusius 61, 1. S. 313) gegen das Jahr 1444 oder 1449 nach Widemann mit den Herren v. Rechberg führten, und in der sie ihnen zwei Schlösser zerstörten und den umhergelegenen Wald umhieben. Als sie sich hierauf in einiger Unordnung und mit allzuweiter Vorausschickung der Reiterei, beutebeladen gegen Gmünd zurückzogen, that einer der Herrn von Rechberg, im Bund mit dem Grafen von Württemberg, einen Ausfall aus dem Schloß Rechberg, machte 54 Hallische nieder und führte deren 68 sammt der wieder gewonnenen Beute als Gefangene nach Göppingen. 1

Die zweite Sage handelt vom „Jäger-Cuornle“ (Conrad). Jäger-Cuornle war vor nicht gar langer Zeit ein Forstknecht auf dem Einkorn, der hatte seine Seele dem Teufel verschrieben, dafür, daß er Alles treffe, was ihm vor den Schuß käme. So ward er der Tod alles Wildes, aber auch der Schrecken der Wildschützen, deren mehr als einer seinem Geschoß erlag. Er hielt zugleich eine Schenke auf dem Einkorn und hatte vielen Zuspruch von den benachbarten Ortschaften und von den angesehensten Einwohnern von Comburg, Steinbach und Hall; denn er war, obschon ein unheimlicher, doch ein wohlgebildeter interessanter Mann, von feinen Sitten, und das Unheimliche zieht bekanntlich auch an. Eines Tages nun gab er Tanz und Spiel in seinem Hause, zu dem sich viele und vornehme Gäste aus den obigen Orten einfanden. Als der Reigen im vollen Zuge war und der Einkorn von Geigen und Flöten wiederhallte, wurde Cuornle plötzlich hinausgerufen: es läge unter einer nahen Eiche ein prächtiger Edelhirsch, dem Verenden nahe. Cuornle ging und mit ihm einige Andere vom Handwerk. Am Platze angelangt fanden sie den Hirsch nicht, wohl aber den Boden und das Gebüsch umher zerstampft und zerwühlt. Nun hieß Cuornle die Andern zurückbleiben: er wolle den Hirsch, der sich nur ins Buschwerk zurückgezogen haben könne, allein suchen. Plötzlich hörten die Männer ein Ringen und ein ohrenzerreißendes Hülfsgeschrei und als sie herzueilten, fanden sie eine große Lache Blut, aber weder Hirsch noch Jäger-Cuornle mehr. Seine Zeit war um gewesen, und entweder hatte er sie ganz vergessen gehabt, oder seine Angst betäuben, oder den Teufel durch irgend eine List hinauszuziehen und um seine Seele zu betrügen gesucht; der aber weiß Zeit und Stunde besser, und gehet umher, wie ein

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0256.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)