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indem Würzburg sich seit 1541 in den Bezug nicht nur der jährlichen Beeden und Schatzungen in den comburgischen Orten, sondern auch der Reichssteuer von denselben zu setzen gewußt hatte. Von jener Zeit an stand Comburg unter der Hoheit Würzburgs und wurde auch von Würzburg auf den Reichs- und Kreis-Tagen vertreten, bis es wie S. 110 bemerkt mit 3709 Einwohnern der Krone Württemberg als Entschädigung zufiel und am 1. Okt. und 24. Nov. 1802 in Besitz genommen ward. Schulden brachte das Stift selbst keine mit.

Südwestwärts von Comburg, auf der halben Höhe des Gebirges, welches der Kocher auf der rechten Seite beschränkt, stand das Nonnenkloster St. Egidien, oder St. Gilgen, auch Klein-Comburg genannt (s. o. S. 243). Dasselbe wurde bald nach Einweihung des gegenüberliegenden Mönchsklosters von Graf Heinrich v. Comburg und dem mainzer Bürger Wignand gebaut und 1102 eingeweiht. Sowohl die Gattin des Erstern, als die des Letztern, Adelheid, nahmen hier den Schleier. Noch 1265 wurde bei dem Kloster ein besuchter Markt gehalten, wie denn Schenk Walter in dem gedachten Jahr verspricht „forum annuale ad S. Egidium“ an einen andern Ort nicht zu verlegen. Allein schon 1283 finden wir einen „Herrn Bertold Propst zu St. Egidien,“ und 1345 einen „Walterus prepositus seu Capellanus coenobii S. Egidii in minori Camberg, ad dictum monasterium“ (Comburg) „immediate spectantis,“ woraus folgt, daß das Kloster eingegangen und von Comburg incorporirt, jedoch noch besonders verwaltet worden war. Wann das nachmalige Franziskanerkloster hier eingerichtet worden, ist unbekannt. Es bestand bis 1803.

b. Einkorn, Weiler mit 12 Einwohnern, worunter 3 Kath., bestehend aus der Wohnung eines königl. Waldschützen und dessen Ökonomiegebäuden, und den Ruinen einer 1710 an der Stelle der alten erbauten comburgischen Wallfahrtskirche zu den 14 Nothhelfern, welche am 6. Mai 1814 durch Blitz entzündet, abbrannte, und bis 1803 von den Franziskanermönchen von Klein-Comburg versehen worden ist. Auf dieselbe ist jetzt auf Rechnung der Amts-Corporation eine Hochwache gebaut, welche von einem Wächter bewohnt wird, der zugleich bestimmt ist, die Fremden zu bedienen, welche den, auf gleiche Rechnung aufgestellten Tubus benützen wollen, um die herrliche Aussicht von diesem 1570 pariser Fuß hohen und steilen Berge (s. oben S. 18), welche sich über das hallische, limpurgische und hohenlohensche Gebiet, nach Hohenstaufen, Rechberg, Ellwangen und Kapfenburg, und weithin gegen Franken ausdehnt, zu genießen. Eine daselbst aufgestellte Allarmkanone ist bestimmt, Feuersignal zu geben. – In der Nähe ist ein 2 M. großer See.

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0254.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)