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grundherrlichen und vogteilichen Rechte. Aber auch die Reichsstadt Hall erwarb 1541 10 Güter mit Malefiz und Vogtei darüber von den Schenken von Limpurg und übte auch, was durch Vertrag vom 4. März 1558 bestätigt wurde, die hohe Obrigkeit und Malefiz ausschließlich im ganzen Dorfe. Gleichwohl brachen später noch Streitigkeiten darüber aus. Namentlich ließ zu Ende des siebenzehnten Jahrhunderts der Bischof von Würzburg Namens Comburgs zu Behauptung der hohen Obrigkeit einen Wegweiser im Dorfe errichten, den der Magistrat von Hall, da er immer wieder aufgerichtet ward, öfters umhauen und dabei zuletzt auf die Wache Feuer geben ließ.

Vor der Reformation, welche Hall vergeblich hier ganz durchzusetzen suchte, war der Ort Filial von Steinbach. Nach vielfachen Verhandlungen wurden 1594 die evangelischen Einwohner der Kirche in Thüngenthal zugetheilt und dem Pfarrer daselbst eine ziemliche Addition bewilligt. Das gemischte Confessionsverhältniß gab aber zu häufigen Reibungen Anlaß. Der hiesige Heilige zu St. Mattheus kommt schon 1365 vor.

Bei der Kirchweihe im Jahr 1573 brach Feuer aus, das die Hälfte des Ortes verzehrte. Derselbe gehörte in das hallische Amt Schlicht und kam mit diesem 1803 an Württemberg.

Hessenthal hatte eigene Edle, ohne Zweifel Dienstleute der Grafen von Comburg. Wir finden namentlich: 1078 Swigger, 1090 Kraft, 1102 Egesbertus, Bernhardus, Rugerus und Eberhardus, 1122 Heinricus, 1255 und 1261 Conradus miles, 1287 Heinricus. Ihre Burg lag wahrscheinlich auf einem freistehenden, das Dorf beherrschenden Hügel. Näheres hierüber war nicht aufzufinden.

Der „ungeheure Brunnen,“ südlich 1/2 Stunde von Hessenthal, in einem Wiesengrund, hat seinen Namen nicht wegen der Tiefe seines Wassers, sondern weil es hier nicht „geheuer“ war. Der Sage nach war er nämlich einst von Wasserfrauen bewohnt, welche sich mit den Mädchen von Hessenthal so vertraut machten, daß diese, wenn sie in der Frühe des Sommers hier mähen wollten, das Gras schon geschnitten fanden, und Winters in den Spinnstuben Besuch von den Wasserfrauen erhielten, die ihnen beim Geschäft halfen, aber jeder Zeit vor der zwölften Stunde sich entfernten, weil ein längerer Aufenthalt ihnen verderblich gewesen wäre. Weil aber einmal die Mädchen die Wasserfrauen über die Stunde täuschten, so fand man am andern Morgen den Brunnen voll Blut und die Wasserfrauen kamen nie wieder. Und weil nun diese irre geleitet worden, so rächt sich der Geist des Brunnens dadurch, daß er verspätete Wanderer irre führt und hierher in

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0220.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)