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an solchen soll sich über 70.000 fl. belaufen haben, worüber aber nichts Näheres angegeben werden kann. Zu Prämien werden die Zinse aus einem älteren Capital von 210 fl., hauptsächlich aber aus einem solchen von 1200 fl. verwendet, welches der mehrerwähnte Weinhändler Wieland 1837 unter der Bestimmung gestiftet hat, daß auch die Realschule einen verhältnißmäßigen Antheil erhalte. Die Anstalt ist alt und war einst berühmt. Anfänglich war wohl mit ihr die deutsche Schule verbunden; auch sollen die Mönche des unten zu erwähnenden Barfüßerklosters die Jugend unterrichtet haben. Mit der eigentlichen Lehrerstelle scheint aber immer das Amt eines Weltgeistlichen verbunden gewesen zu seyn. Einen „magister Conradus rector Scolarum finden wir schon 1318 und einen „Cunrat Gieggenbach, zu disen Ziten Schulmeister „hie zu Halle vnd Caplan zu St. Johanns Altar in dem neuen Spital“ im J. 1385; ebenso „Joannes dictus Benner, rector scolarum in Hall.“ Eine Chronikennachricht, wonach erst 1471 die lateinische Schule errichtet worden sey, bestätigt sich also nicht und möchte etwa dahin auszulegen seyn, daß damals die deutsche Schule (s. hienach) von ihr ausgeschieden worden sey. In demselben Jahre 1471 wurde M. Thomas Rupher zum Rector bestellt. Als 1513 Bartholomäus Stich, von Kempten, der sieben freien Künste Meister, zum lateinischen Schulmeister angenommen ward, verspricht er Beihilfe durch seinen Cantor und seinen Locaten.[1] Im J. 1524 wurde die Schule in dem vormaligen Barfüßerkloster eingerichtet, die Einkünfte desselben zu Besoldung der Lehrer, unter Aufhebung des Schulgeldes verwendet und durch den Reformator Brenz Sebastian Coccius von Canstatt als Hauptlehrer berufen. Johannes Weidner von Lendsiedel, 1562 zum Präceptor ernannt, legte den ersten Grund zur Schulbibliothek, die 1699 durch den Ankauf der Büchersammlung des Rectors Wenger (um 600 fl.) namhaft vermehrt ward. Nachdem 1579 das Schulgebäude neu errichtet worden, ward Weidner zum Rector ernannt. Am 5. Juli 1655 aber wurde die Anstalt zu einem Gymnasium erhoben und zur Feier eine „Comödie de raptu Helenae et interitu Trojae auf dem neuen Bau gehalten.“ Die Anstalt zählte nun 6 Classen; die sechste (damals die unterste) Classe wurde aber 1664 und 1695 wieder aufgehoben. Sie genoß einen namhaften Ruf auch im Ausland, zählte 16 Lehrer und gewährte selbst propädeutische Vorlesungen auf die Facultätswissenschaften. Im J. 1775 war die Zahl der Schüler 115 und 1784 wurde eine schon 1715 in


  1. Auf welch’ mühselige Weise derselbe seinen Lohn einsammeln mußte, darüber s. Johann Brenz, von Hartmann und Jäger, I. S. 110 u. f.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0137.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)