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sind. Besondere Aufmerksamkeit verdient der nördlich angebrachte, in lebensgroßen Steinbildern bestehende Ölberg, mit dem Wappen der Senfte und der Jahreszahl 1506. Das bei der großen Kirchenthüre gestandene Schüsselhaus, wo alle Sonntage das sogenannte Reich-Almosen ausgetheilt wurde, ist in neuerer Zeit abgebrochen worden. 1

Auf dem Hügel, wo nun die Kirche, stand, wie die Chroniken erzählen, die Hauptburg der unten zu erwähnenden sieben Burgen, der Sitz des Geschlechts der Edeln von Hall. Als dieses zu Anfang des 12. Jahrhunderts ausgestorben, fiel die Burg dem Kloster Comburg als offenes Lehen heim. Nach der bischöflichen Bestätigungsurkunde, IV. Idus Februarii 1156 (Uffenheim. Nebenst. IX. 1119) trat nun Comburg die Burg mit den dazu gehörigen Gütern und Leibeigenen durch die Hände des Klostervogtes, Herzogs Friederich von Schwaben, ab. Sofort wurde die Burg abgebrochen und von den Bewohnern Halls („ab incolis loci illius“) die St. Michaelskirche erbaut und von Bischof Gerhard von Würzburg, der sie „monasterium Halle“ (Münster) nennt, mit der Bestimmung 1156 eingeweiht, daß sie ein Filial der Kirche Steinbach verbleibe. Zugleich bewilligte er, mit Vorwissen des Kaisers Friederich, dem Orte einen Jahrmarkt: „Solemne forum ante et post festum S. Michaelis continuis diebus celebrandum.“ Die zunehmende Bevölkerung mag wohl der Grund gewesen seyn, daß diese Kirche, welche bis dahin in kleinerem Maßstabe die Form einer byzantinischen Basilika hatte, abgebrochen und größer ausgeführt wurde. Damit ging aber ein Jahr weniger, als ein Jahrhundert hin. Nach einer Steinschrift bei der Wendeltreppe zum Thurme wurde am 26. Juli 1427 der Bau des Langhauses begonnen, und nach einer solchen an der äußern Ecke der Sacristei am Dienstag vor Georgi 1495 der erste Stein zum neuen Chor gelegt. Nicht nur aus Kirchenmitteln und aus Opfern bei verschiedenen Wallfahrten, sondern auch aus dem Ertrag reichlich bewilligter päpstlicher Ablässe wurden die Kosten bestritten und so 1525 der Chor vollendet. Als Meister des Baues nennen die Chroniken bei diesem Jahre einen „Meister Conrad“, leider ohne nähere Bezeichnung. Einige Capellen, die neben der Kirche standen, namentlich die der Veldner und die auf dem Keller (s. hienach) wurden, um Raum zu gewinnen, abgebrochen, die Kleinodien, Schilde und Helme der Veldner und ihrer Verwandten in der neuen Kirche aufgehängt und die Pfründen und Einkünfte mit dieser verbunden. An dem Thurme wurden zu verschiedenen Zeiten Änderungen vorgenommen, namentlich 1535 der Haupteingang enger gemacht und 1573 die zwei oberen hölzernen Stockwerke durch steinerne ersetzt. Bis 1838, wo mit

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0123.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)