Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

4) Durch die steinerne, 1502 erbaute Johannis- oder Henkers-Brücke, auf welcher der Henker die Brandmarkungen vollzog, ist die alte Stadt mit der Vorstadt jenseits des Kochers, die eine eigene Pfarrgemeinde zu St. Catharina (im Munde des Volkes „Catherein“) bildet, verbunden. Sie wird 1343 „nova civitas Hallis“ und 1363 „die neue Stadt“ genannt und war schon 1330 ummauert. Ein tiefer Graben und starkes Bollwerk wurde 1409 angefangen und das Thor gegen Rieden gebaut. 5) Von dieser Vorstadt ist durch den Heimbacher-Bach der sogenannte Weiler, gleichfalls früher eine eigene Parochie bildend, worin die vormalige Johanniter-Commende mit der Johanniskirche, getrennt. 6) Südlich grenzt an die Vorstadt „jenseits des Kochers“ der kleine Weiler Lindach, mit der Sägmühle und den zwei Ziegelhütten. Es sind noch vier Thore vorhanden: das Riedemer- oder Gaildorfer-, das Oehringer- oder Gelbinger-, das Langenfelder- oder Crailsheimer- und das Weiler- oder Gottwolshauser-Thor. Eine Ausfahrt in der Heimbacher Gasse in der Richtung gegen Stuttgart ist erst jüngst dazu gekommen.

Auf der Stadtmarkung tritt südlich ein namenloser, ganz nahe entspringender Bach und nördlich der Wettbach in den Kocher. Bei der Stadt bildet der Kocher einige Kiesbänke und Inseln, welche bei gefährlichen großen Gewässern und Eisgängen die Gewalt des Flusses brechen und die Stadt schützen. Von jenen ist der Oberwörth und besonders der hübsch angelegte, schon oben erwähnte Unterwörth zu erwähnen: ein Vergnügungsplatz, wo früher manche Volkslustbarkeiten, insbesondere die Siedersfeste (S. 52) gehalten wurden. Die Kanäle, wodurch die Inseln zum Theil künstlich gebildet sind und welche zum Betrieb der Gradirhäuser und anderer Kunstwerke der Saline, sowie zur Beischaffung des Brennholzes früher gedient hatten, waren mit kostbaren Wasserbauten an Wehren und Holzrechen ausgerüstet, welche beim Anschwellen des Flusses mit den Gradirwerken, Salzbrunnen und Holzvorräthen nicht selten großen Beschädigungen ausgesetzt waren. Nunmehr dient der Kocher nur noch zum Betriebe der hienach genannten Mühlen und Fabriken.

Die Stadt hat nur eine einzige gerade Straße von größerer Länge: die von St. Michael zur Henkersbrücke herabführende neue Straße. Ihre alten Theile sind um St. Michael her gelegen und, da sie mit diesem an den Berg hin gebaut sind, nicht eben, sondern an manchen Stellen sehr steil. Zumal die vom Marktplatze rechts von St. Michael zum Crailsheimer-Thore führende Straße war bis 1842 äußerst beengt und steil. Jetzt ist die bedeutende Steigung beseitigt und ein großer freier Platz gewonnen, der zur

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0120.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)