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den reicheren Bauern mit Pferden, von minder Bemittelten mit „Fuhrochsen,“ die man im Frühling kauft und im Spätjahr zur Mast aufstellt, bestellt. Die wenig Begüterten bauen ihr Feld mit Kühen. An manchen Orten ist der Boden (besonders der schwarze) so schwer, daß 2 starke Pferde oder 3 Ochsen an den Pflug erforderlich sind. – Der gewöhnliche Pflug ist her sogenannte Beetlespflug, mit feststehendem Streichbrett. Der Schwerz’sche Pflug mit der nöthigen Modifikation und Vordergestell ist auch ziemlich allgemein verbreitet, und es gibt bereits mehrere Schmiede, welche ihn verfertigen. Eggen hat man hölzerne und eiserne; die letzteren sind auf der Höhe wegen des schweren Bodens die vorherrschenden. Die Walze von Stein ist auf der Höhe eingeführt. Durch die allgemeinere Verbreitung des Repsbaues sieht man nun auch die Repssäemaschine und den Häufelpflug weniger selten. Überall ist die breitwürfige Saat üblich. Zum Schneiden der Frucht gebraucht man weniger die Sichel, als die Sense, welche eine entsprechende Vorrichtung hat. Die Garben werden selten über 12–16 Pfund schwer gemacht. Die Frucht wird so bald als möglich eingeführt; nur der Haber bleibt ausgebreitet liegen, bis er einen Regen erhalten hat, was man „rosen“ oder „rösten“ nennt. Ehe es zum Schnitte des Getreides kommt, wartet man übrigens gewöhnlich die sogenannte Gelbreife ab, wodurch die Früchte an Gehalt verlieren. Sie werden in Scheunen untergebracht; Feimen sind unbekannt. Die Frucht wird mit dem Flegel gedroschen. Die größeren Bauern beginnen mit dem Dreschen erst im December. Verspricht ein hoher Fruchtpreis einen guten Markt, so wird das Entbehrliche gegerbt, am nächsten Samstag in die Stadt Hall gefahren und unter der Schranne die Frucht als Kern oder „Unterreiter“ dem Simri nach verkauft. Die reicheren Bauern lassen ihre Fruchtvorräthe nie zusammengehen. Die vorherrschende Winterfrucht ist der Dinkel. Es wird theils weißer, theils rother, häufig auch gemischter gebaut.

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Hall. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHall0064.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)