Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

in Bächlingen, letzterer zugleich für Hürden und 1 Anstalt für verwahrloste Kinder und 1 Industrieschule in Bächlingen, beide im letzten Jahrzehent, erstere von der fürstlichen Herrschaft, letztere von der Fürstin Wittwe in Langenburg eingerichtet und seither erhalten.

a. Bächlingen, früher Bechelingen, evang. Pfarrdorf mit Herrenmühle, mit 393 Einwohnern, rechts der Jagst, hart an diesem Fluß, 1/4 Stunde von Langenburg und 11/2 Stunden von Gerabronn, 1061,3 württ. Fuß oder 935 par. Fuß (Niveau der Jagst an der Brücke) über dem Meer gelegen. Von Straßen berührt den Ort nur die Poststraße von Künzelsau nach Langenburg, die jedoch zugleich die Fortsetzung der hiervorbemerkten übrigen Wege bildet. Die Lage ist wegen der Abwechslung, welche das Thal und die Thalwandungen bieten, freundlich. Der Ort ist weitläufig gebaut und reinlich. Gefällberechtigt sind: Hohenlohe-Langenburg, das von stettensche Rentamt Kocherstetten und die Kirchenpflege zu Gerabronn. Hohenlohe-Langenburg ist Universal-Zehentherr.

Die der Jungfrau Maria und Johannes dem Täufer und dem Evangelisten geweihte Kirche ist von hohem Alter. Sie wurde 1721 renovirt. Zur Pfarrei gehören die Orte Hürden und Nesselbach. Bis 1556 war auch Langenburg und bis um 1550 Dünsbach und Morstein, dann Forst links der Jagst und bis 1575 Ober-Regenbach hieher eingepfarrt. In der Kirche befindet sich ein kunstreich-gearbeiteter Grabstein des Ritter Burkhard, genannt Rezzo von Bechelingen und seiner Ehefrau, Elisabethe von Morstein, von 1320. 1335 wurde die Kirche mit einem Ablaßbrief versehen. Der erste evangelische Pfarrer wurde 1545 bestellt. Dann war die Pfarrei aber längere Zeit unbesetzt, wurde von Langenburg aus versehen, bis 1586 durch den Ankauf eines Hauses für ein Pfarrhaus gesorgt war. Bis 1671 wurde vom Stift Oehringen von Altersher zur Pfarrbesoldung beigetragen. Die Kirchenpflege hier hat ein Vermögen von 804 fl. Capitalien. Baupflichtig an Kirche, Pfarr- und Schul-Gebäuden ist die Standesherrschaft, welche auch den Pfarrer und den Schullehrer ernennt. Zur Schulgemeinde gehören dieselben Orte, welche den Pfarrsprengel bilden.

Außer dem, schon erwähnten Burkhard von Bächlingen kommt weiter von diesem Geschlecht vor, daß 1340 Rüdiger und Heinrich von Bächlingen von Gernot von Stetten, der Buchner genannt, das Dorf Buchenbach erkauften und Rezzo von Bächlingen 1403 solches an Ulrich und Albrecht von Hohenlohe wieder abtrat. Sie hatten es mit Gefällen in Eberbach als hohenlohesches Lehen besessen. Rezzo von Bächlingen, 1411 in Oehringen begraben, war Canonicus und Archidiaconus am neuen Münster in Würzburg.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0303.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)