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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

a. Gaggstatt, früher Haagstadt und Jackstatt, evang. Pfarrdorf mit 483 Einw. an der Hall–Rothenburger Staatsstraße, von Kirchberg 1/2, von Gerabronn 2 Stunden entfernt, in einer Niederung gelegen, aus welcher sich westlich eine tiefe Schlucht in das nahe Jagstthal zwischen dem in dieser Richtung ansteigenden Gebirg hinauszieht, die dem Gewässer der kleinen Bäche zum Abfluß dient, welche beim Schneegang und starken Regen nicht selten den Ort auf eine belästigende Weise überschwemmen. Derselbe ist weitläufig gebaut, freundlich und neuerlich reinlich. Von hier aus gehen Nachbarschaftswege nach Hornberg, Mistlau, Wallhausen, Niederwinden, Lenkerstetten und Weckelweiler. Gefällberechtigt auf der Markung sind: der Staat, die Standesherrschaften Hohenlohe-Kirchberg und Hohenlohe-Bartenstein, und die Freiherrn von Seckendorf-Aberdar und von Crailsheim. Der Neubruch- und große Zehente steht der Standesherrschaft, der kleine Zehente in der Brach- und Haber-Flur der Pfarrei zu, welche auch Antheil am Repszehenten hat und den Blutzehenten genießt.

Die Kirche, 1479 Capelle zum heiligen Kreuz genannt, war bis zur Reformation Tochterkirche von Lendsiedel (s. dort) und wurde durch einen Caplan des dortigen Pfarrers versehen, mit der Reformation aber zur Pfarrkirche umgewandelt und mit Gaggstatt, Mistlau und Niederwinden zu einer eigenen Pfarrei vereinigt. Über der Kirchthür steht die Jahrszahl 1506 und soll in diesem Jahr auch das Gebäude erbaut worden seyn. Die Schulgemeinde umfaßt denselben Sprengel wie die Pfarrei. Den Pfarrer und Schullehrer ernennt die Standesherrschaft, welche auch die Baulast an Kirche, Pfarr- und Schul-Haus unter Leistung der erforderlichen Hand- und Fuhr-Frohnen von Seiten der Gemeinde trägt. Im Jahr 1544 fand sich der erste Pfarrer hier; es scheint daher, daß damals die Reformation bereits vollzogen war. Vor der Reformation gehörte die Kirche zum Capitel Crailsheim, nachher war die Pfarrei bis 1650 der Superintendur Langenburg und von da an der zu Kirchberg unterworfen.

Kirchenvermögen ist keines mehr vorhanden, dagegen eine Armenstiftung (Almosenpflege) mit 806 fl. Vermögen.

In Gaggstatt hat der berühmte, am 9. Sept. 1809 als Professor in Göttingen verstorbene Publicist, Geschichtschreiber und Sprachforscher August Friedrich Schlözer, Sohn des damaligen Pfarrers des Orts, den 5. Juli 1735 das Licht der Welt erblickt.

Der hohenlohe-kirchbergische Antheil am Ort hat mit dem Amt Kirchberg die gleichen politischen Schicksale gehabt. Doch haben die Reichsstädte Hall, Rothenburg und Dinkelsbühl 1459 von Adam von Kirchberg weitere Güter in Gaggstatt dazu erworben.

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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0259.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)