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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

Theil der Markung, verglichen mit den Höhenzügen der Umgebung, als Niederung erscheint, als im Thal, von außen und großentheils auch innen freundlich und sauber. Die fürstlichen Gartenanlagen, welche die beiden gegen das Thal abfallenden Seiten des Vorsprungs umziehen, der Hofgarten, die zahlreichen Baumgärten, eine südöstlich und südwestlich an die Vorstadt sich anschließende Linden- und Pappel-Allee, dann die englischen Anlagen, welche den Sophienberg, ein fürstliches Eigenthum, bedecken, dienen sehr zur Verschönerung der Umgebung. Vortheilhaft weicht die Fläche der Gemeinde in den tiefer gelegenen Theilen durch größere natürliche Fruchtbarkeit des Bodens und durch den nicht unerheblichen Obst- und Garten-Bau von den übrigen Gegenden des Oberamts ab; nachtheilige Abweichungen aber sind zwei auffallende Erscheinungen in Bezug auf den Gesundheitszustand, nämlich die große Zahl von Cretinen (dermalen über 40) und das Sterblichkeitsverhältniß.[1] Außerdem ist die große Zahl Armer (es stehen 37[2] Personen im öffentlichen Almosen), welche ungeachtet günstiger Erwerbsverhältnisse sich hier finden, zu beklagen, und mögen überhaupt die Einwohner, welche entweder bloß vom täglichen Verdienst oder vom Almosen leben, die Hälfte ausmachen.

Von der Grundherrschaft werden Grund- und andere Gefälle im Betrag von ungefähr 670 fl. erhoben, auch ist außerdem, jedoch unbedeutend, noch das von crailsheimische Rentamt Hornberg gefällberechtigt. Von einigen Häusern und vielen Gütern wird Handlohn und Sterbfall entrichtet. Zur Ablösung kamen nach den Gesetzen von 1836 126 fl. steuerartige Gefälle und an Frohnen und Frohngeldern der Werth von 1034 fl. Der Zehente gehört, mit Ausnahme einer Kleinzehentberechtigung der Pfarrei auf einem bestimmten Distrikt, der Standesherrschaft.

Die Gemeinde (ausnahmsweise sind hier keine Gemeinderechte) besitzt an Vermögen 279 Morgen 21/2 Viertel Grundeigenthum in Wiesen, Waldungen, Ländern und Weidplätzen[3] und 1250 fl. Aktivausstände bei 3350 fl. Schulden. Die


  1. Eine frühere bis 1833 gehende Vergleichung ergab mehr Gestorbene als Geborne, der Durchschnitt von 1830/40 zeigt jedoch auf 1000 Einwohner, 35,3 Geborne und 34,5 Gestorbene. Die Zunahme der Bevölkerung kommt also von Einwanderungen her.
  2. An den jährlich von den Fürsten gewährten bedeutenden Holzunterstützungen und den fürstlichen Spenden in Theuerungsjahren nehmen bis zu 50 Personen Theil.
  3. Die Länder, 74 Morgen, sind als Bürgergaben ausgetheilt und von den Weideplätzen seit einigen Jahren 13 Morgen als Obstpflanzungen angelegt.
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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0246.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)