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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

Reichsstadt Rothenburg und von 1802 bis 1810 zum Königreich Bayern, vor dem Übergang an Rothenburg aber zuerst zur hohenlohen’schen Herrschaft Brauneck, dann aber denjenigen Herren, die aus der unten bei der Beschreibung des Orts Wildenthierbach beschriebenen Geschichte zu entnehmen sind. Auch waren die Orte Wildenthierbach, Hachtel, Heimberg und Schönhof zur Cent Niederstetten, Wolkersfelden dagegen, eine Eingehörung der Burg Lichtenthal oder Linthal, zu der auf der Haard gehörig.

a. Wildenthierbach, evang. Pfarrdorf mit 278 evang. Einwohnern, einschließlich der einige hundert Schritte westlich davon gelegenen Ziegenhütte, früher Wildentyrbach, häufig auch nur Thyrbach oder Dierbach geschrieben, liegt etwas tiefer, als die nächste Umgebung an dem obern Ende des kleinern Thals, das sich von hier bis Oberstetten hinzieht (1526 württ. oder 1346 pariser Fuß über dem Meer, Erdfläche an der Kirche),[1] an der Nachbarschaftsstraße von Niederstetten nach Rothenburg, von Gerabronn 41/2 St. entfernt. Der Ort war im Mittelalter mit Mauern und Thürmen versehen, von welchen vor wenigen Jahren noch zwei übrig waren. Der Neubruchzehente gehört dem Staat, vom großen Zehenten 1/2 demselben, 1/4 Hohenlohe-Oehringen und 1/4 Hohenlohe-Jagstberg, vom kleinen Zehenten und vom Heuzehenten 3/4 dem Staat, 1/4 Hohenlohe-Jagstberg. An der Jagd besitzt der Staat die halbe Markung, die andere Hälfte aber mit Koppeljagd von Hohenlohe-Oehringen.

Die Kirche ist ziemlich alt und der Thurm, an den sie angebaut ist, mehr einem Befestigungs- als einem Kirch-Thurm ähnlich, ist wohl noch älter und scheint ein Überbleibsel der Burg zu seyn, welche hier stand. Sie liegt etwas höher, als die übrigen Theile des Orts. Baupflichtig an derselben ist die Stiftungspflege, sekundär die Pfarrgemeinde, an dem erst 1819 neu erbauten Pfarrhaus mit Nebengebäuden aber der Staat, während die Baulast an den Schulgebäuden bloß die Gemeinde berührt. Das Patronat steht der Krone zu. Der in früheren Zeiten größere Pfarrsprengel besteht aus den Parcellen dieser Gemeinde und der Reuthalmühle. In demselben Verhältniß wie dieß bei Michelbach an der Heide der Fall war, wurde auch hier früher ein Mitglied des Capitels des Stifts Neumünster in Würzburg, welchem die hiesige Kirche gehörte, mit der Pfarrei belehnt, solche aber immer durch einen Unterpfarrer, den der Lehensinhaber aus den Pfarreieinkünften belohnte, versehen. Nach den Pfarreiakten waren aus


  1. Das Signal auf dem Heftwasen auf dieser Markung liegt 1454 pariser oder 1648,5 württ. Fuß hoch.
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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0235.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)