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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

ihn doch eine bedeutende Zahl Mühlen betrieben wird, auf hiesiger Markung allein 3, neben 2, die der noch kleinere Reubach in Bewegung setzt. Dabei dient er auf seinem ganzen Lauf zur Wiesenwässerung.

Ober-Stetten liegt 4 St. nördlich von Gerabronn, im Vorbachthal, an der Nachbarschaftsstraße von Schrotzberg in das Tauberthal. Das in Kreuzesform gebaute Dorf wird durch den forellenreichen Vorbach in zwei Theile geschieden, die durch zwei Stege und eine steinerne und eine hölzerne Brücke miteinander verbunden sind. Der Bach ist durch Mauern gefaßt. Der Ort ist an den Winterberg angelehnt und deßhalb etwas erhaben über den übrigen Theilen des Kessels gelegen, er gewährt bei der vielen Abwechslung, welche das Gebirge, die Gewässer und die Mannigfaltigkeit der Bepflanzung bieten, ein anziehendes Bild und ist mit gesundem Quellwasser zum Überfluß versehen; er zählt 103 meist zweistockige, theils ganz, theils wenigstens im ersten Stock von Stein erbaute Häuser. Bei der Zählung von 1832 fanden sich 42 zwischen 60 und 70, und 16 von 70–90 Jahre alte Personen. Im Jahr 1803 hatte die statistische Aufnahme 94 Häuser und 531 Seelen ergeben. Die Häuser stehen meist längs der Hauptstraße, die wie die übrigen Ortswege reinlich gehalten ist. Weil der Ort früher mit Markt- und Stadt-Recht begabt war, war er – zwar nicht mit Mauern – aber mit Gräben, Wällen und Thürmen vertheidigt und überdieß die Kirche mit Kirchhof von doppelten Wällen und Gräben umzogen, die noch zu sehen sind. Gleiche Einwallung bestimmte die Markungsgrenze nach allen Seiten, und dort, wie hier war diese Befestigung durch Gehege vermehrt. Unfern des Dorfes, östlich, mit demselben nicht zusammenhängend, doch in ältester Zelt vielleicht dazu gehörig, stand bis 1441 in der sogenannten Heingrube ein festes Schloß.

Hinsichtlich des Vermögens- und Nahrungs-Standes gehört der Bezirk zu den besten des Oberamts. Neben vielen großen Bauerngütern, bis über 100 Morgen Feld, bestehen zwar auch viele Kleinbesitzungen, weil jedoch Frucht- und Wein-Bau von den meisten Einwohnern zugleich betrieben wird und die Handwerker nebenher Kleinbauern sind, so haben alle Einwohner ihr Auskommen; viele sind wohlhabend.

Die Weide ist aufgehoben. Die Zehenten gehören dem Staat. Sterbfall und Handlohn sind durchaus abgelöst. An den Grundzinsen, von jährlich 440 fl. 6 kr., ist auch das Rentamt Ingelfingen betheiligt. Die Gemeinde besitzt 206/8 M. Grundstücke und an verzinslichen Capitalien 11.975 fl., bei 2715 fl. Schulden. Communkosten wurden von 1842/43 keine umgelegt. Die

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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0183.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)