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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

Land auf dem Heftwasen und im Antheil an dem jährlichen Erlös aus dem Brennholz. Die Gemeindekostens-Umlage beträgt 555 fl. (gewöhnlich 12–1500 fl.). Zur Tilgung des Frohnablösungs-Capitals sind 15.750 fl. aufgenommen worden, zu deren successiver Abzahlung einschließlich der Zinsen jährlich 800 fl. auf die ehemals Frohnpflichtigen umgelegt werden. Die Leibeigenschaft haben die Einwohner schon vor langer Zeit mit 1225 fl. abgelöst. Die Zehentpflicht erstreckt sich auf fast alle Gegenstände der landwirthschaftlichen Cultur. Neben dem großen Zehenten und dem Weinzehenten, der im Faß genommen wird, muß der kleine Zehente außer von den, demselben gewöhnlich unterworfenen Erzeugnissen, auch noch von Futterkräutern, Klee, Ranschen und Kraut gereicht und außerdem Heu-, Obst- und Blut-Zehente entrichtet werden, und zwar, was den Feldzehenten betrifft, ohne Unterschied, ob in Gärten oder im Feld erzeugt. Diesem und den bedeutenden jährlichen Umlagen an Oberamts-, Gemeinde- und Frohn-Kosten wird hauptsächlich die sich neuerlich bemerkbar machende Verarmung eines Theils der Bevölkerung bei Abnahme des Wohlstandes auch des übrigen Theils zugeschrieben. Übrigens tragen hiezu auch die landwirthschaftlichen Culturverhältnisse bei. Der Weinbau, selbst in wärmeren Gegenden von unsicherem Ertrage, kann hier, wo Jahrgänge voller und guter Ernten selten vorkommen und wo, was die vorliegenden Notizen aus längerer Zeit nachweisen, häufig durch die, diesem Ort eigenthümlichen Elementarereignisse, durch Wolkenbrüche, Verheerungen in den Weinbergen angerichtet werden, deren Folgen Jahre lang gefühlt werden, (letztmals wurde der Ort von einem solchen Ungewitter am 12. Mai 1844 betroffen) wenig lohnen. Es möchte daher zu Verwandlung der Weinberge in andere Culturarten, namentlich in Hopfengärten, da der Boden des bituminösen Wellenkalks hiezu sehr günstig ist, anzurathen seyn. Auch die Pflanzung von ewigem Klee, zumal es so sehr an Futter fehlt, würde sich lohnen. Es besteht nämlich hier – und ist dieß ein weiterer örtlicher Übelstand – ein ganz außerordentliches Mißverhältniß zwischen Acker- und Wiesen-Bau. Von den 3294 Morgen der in bürgerlichen Händen befindlichen Fläche der Markung sind nur 128 Morgen Wiesen, von welchen überdieß nur wenig gewässert werden, obschon es nicht an Gelegenheit dazu fehlt; das Übrige zertheilt sich in 55 M. Gärten, 462 M. Weinberge, 2067 M. Ackerfeld, 228 M. Waldung und 351 M. Ödung. Was die Gewerbe betrifft so beschränkt sich auch hier ihr Betrieb auf den Bedarf der gewöhnlichen Bedürfnisse der Umgegend. In der Stadt sind 4 Mahl-, 2 Öl-, 1 Schneide- und 1 Loh-Mühle, 1 Walke, 1 Hanfreibe, 1 Schleif- und eine Gips-Mühle vorhanden. 1

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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0174.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)