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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

Frauen Blut[b 1] auf dem, für beide christliche Confessionen gemeinschaftlichen, im Freien nördlich gelegenen Friedhof, bemerkenswerth; von öffentlichen Gebäuden sind außer den Kirchen noch zwei Schulhäuser, die Synagoge, das baufällige Rathhaus und 2 Thorthürme zu erwähnen. Die Zeit der Erbauung der evangelischen Pfarrkirche ist nicht genau bekannt, fällt aber wahrscheinlich in das 15. Jahrhundert. Erweitert wurde sie im Jahr 1788. Im Innern findet sich noch, wahrscheinlich von der Zeit der Erbauung der Kirche her, ein Altarkasten mit Holzschnitzereien und Gemälden von Kunstwerth. Die Capelle auf dem Friedhof ist aus dem 14. Jahrhundert, im altgothischen Styl erbaut. Die Einfriedigung der Stadt mit Mauern und Thürmen soll aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts herrühren. Die Baulast an der evang. Kirche, dem Pfarr- und Schul-Hause hat die aus den Orten Nieder-Stetten und Ermershausen bestehende Pfarrgemeinde. Sechs Einwohner von Ermershausen sind vermöge Vertrags allein mit 1/6 davon belastet. Bis 1306 gehörte zur hiesigen Pfarrei auch Laudenbach, bis 1454 Wermutshausen. Das Schulhaus wurde 1825, das Pfarrhaus im Jahr 1828 und die Synagoge 1824 erbaut. Als katholische Pfarrkirche dient seit 1749 die frühere Schloßcapelle, in einem der Flügel des Schlosses. Zur katholischen Pfarrgemeinde gehören auch die Einwohner von Ermershausen und Sichertshausen. Pfarr- und Schul-Haus sind in fürstlichen Gebäuden nächst dem Schlosse eingerichtet. An jeder Kirche ist ein Geistlicher angestellt, und die Schulen werden durch 2 Lehrer und 1 Hülfslehrer versehen. Pfarrer und Lehrer ernennt der Fürst, der auch die Bau-Last der Gebäude der katholischen Kirche, Pfarrei und Schule trägt. Von besondern Anstalten ist nur der Arbeitsschule Erwähnung zu thun; auch ist zu bemerken, daß der Begräbnißort für die Israeliten sich im Ermershauser-Thal befindet. Das Rathhaus ist 1528 erbaut. Die Stadt ist noch ummauert und hat von 7 Thürmen, welche zur Befestigung in der Mauer angebracht waren, noch 3, darunter die 2 Thorthürme. Sie hält jährlich 4 Kram- und 6 Vieh-Märkte, von welchen die letzteren von großer Erheblichkeit sind, indem in einem Jahr schon 1600 Stück Vieh zum Verkauf kamen. 1

Ihr Wappen sind 2 Thürme, zwischen denselben ein Segel an beflaggtem Mast; vor Zeiten soll es der Oberleib eines Mannes gewesen seyn, wie ein solcher auf der Westseite des Kirchthurms sich eingehauen findet. Der Ort, der keine Gemeinderechte besitzt, hat neuerlich von der Standesherrschaft den Rehhof erkauft. Zu dem Gemeindevermögen kommen 6339 fl. Aktivausstände. Die bürgerlichen Beneficien bestehen in dem Genuß von 1/2 Morgen


Berichtigungen

  1. Berichtigung in Beschreibung des Oberamts Gerabronn S. 313–314: S. 173. L. 1. ist Frauen Blut zu lesen.
Empfohlene Zitierweise:
Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0173.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)