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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

Gemeinderechten zu, die politische Gemeinde dagegen hat gar kein Vermögen, sondern 2287 fl. Schulden. Bei den geringen Einnahmen derselben berechnete sich die Communkostens-Umlage auf 1000 fl. Der nicht vermöglichen Kirchenpflege liegt die Baulast an Kirche und Schule ob. Die Kirchen- und Schul-Stelle besetzt der Grundherr, der Fürst von Schwarzenberg. Das Alter der Kirche ist unbekannt, die Pfarrei wird jedoch schon 1471 genannt. Zum Pfarrsprengel gehörten bis 1812 noch Leitzweiler und Gailroth, seither sind diese (bei Bayern gebliebenen) Orte aber getrennt und wird von da an auch die Pfarrei wegen des verringerten Einkommens nicht mehr besetzt, sondern von einem jeweiligen Pfarrer in Reubach versehen. Die früher hier zahlreicheren Katholiken hatten noch 1807 eine eigene Capelle, welche die Klostergeistlichen von Schillingsfürst versahen. Die jüdische Kirchengemeinde ist zusammengesetzt aus den Israeliten hier, zu Hengstfeld und zu Wiesenbach, und dem Rabbinatsbezirke Braunsbach zugetheilt.

Die Einwohner des Orts sind der Mehrzahl nach in dürftigen Umständen. Neben dem großen, kleinen und Blut-Zehenten bezieht die Gutsherrschaft auch die meisten Gefälle, nämlich von dem Grundeigenthum 559 fl. Gülten und neben solchen Sterbfall und Handlohn. Der Zehente wird von Jahr zu Jahr an die Gemeinde verpachtet. Die dem Staat gehörige Jagd auf der Markung ist an die Gemeinde Hengstfeld verpachtet.

Das Schloß (derzeit bloß noch in einem unbedeutenden Wohnhaus mit zugehöriger Zehentscheune und einigen Ökonomiegebäuden in dem ehemaligen Schloßhof bestehend) bildet mit den bemerkten Einkünften in Michelbach und mit Gefällrechten in Ampfrach, Kühnhart, Weikersholz und Schönbrunn und mit etwa 20 Morgen Waldungen auf bayerischem Territorium, ein vormals zum Ritterstift Comburg lehenbares Rittergut, welches bis zum Jahr 1796 unmittelbar,[1] von da an aber dem preußischen Staat, zum Fürstenthum Ansbach, einverleibt war, und von 1806 bis 1810 zu Bayern gehörte. Die Gefälle des Ritterguts läßt das fürstliche Rentamt zu Schwarzenberg durch einen Gefälleinbringer in Michelbach erheben; im Übrigen aber wird die Besitzung von Schwarzenberg aus verwaltet.

Im J. 1302 verkaufte Diether von Hornberg der Johanniter-Commende in Rothenburg Einkünfte in Michelbach; 1367 findet sich ein Edelknecht Karl Weidner von Michelbach als Zeuge unterschrieben, und 1409 hat ein Hans Weidner von Michelbach an


  1. In den Listen der fränkischen Rittercantone findet sich dieses Gut nicht aufgeführt.
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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0169.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)