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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

Fuß des Schloßbergs in jene mündet, berührt. Brunnen sind zwar genügend vorhanden; in trocknen Sommern versiegen sie aber. Die Verbindung mit der Nachbarschaft ist durch eine Vicinalstraße nach Gaggstadt und eine nach Wallhausen hergestellt. Bis 1588 bestand bloß das Schloß, zu dem die kleine nur 6142/8 Morgen zählende Markung ganz als Domäne gehörte, und erst von da an erfolgte, begünstigt von dem Gutsherrn, die Ansiedlung der, für diese geringe Fläche, von der überdieß nur 268 Morgen im Besitz von Einwohnern sind, viel zu großen Bevölkerung, deren Armuth die Errichtung einer Industrieschule und vielfache sonstige Unterstützung aus Staats- und Corporations-Mitteln forderte und noch lange nöthig machen wird, da nicht bloß viele ältere Einwohner ihre gewohnte müßige Lebensweise, Betteln in der Umgegend, fortsetzen, sondern auch ihre Kinder dazu erziehen. Die Markung besteht aus keiner zusammenhängenden Fläche. Nur die Hälfte umgibt das Schloß und Dorf, die andere Hälfte ist 1/2 Stunde davon entfernt, an die wallhauser Markung angrenzend.

Das Schloß, auf die äußerste Spitze des bemerkten Vorsprungs 170[b 1] Fuß über der Jagst, erbaut und auf der Gebirgsseite vom übrigen Terrain durch einen tiefen Graben geschützt, besteht aus einem hohen Thurm mit 12 Fuß starkem Quadergemäuer und aus 3 mit diesem Thurm verbundenen Flügeln, die durch eine dachbedeckte starke und mit den Gebäuden gleichhohe Mauer ein längliches Viereck einnehmen. Zwischen dem Schloß und der hölzernen Brücke steht ein kleines Jägerhaus und hinter dem Schloß sind die Ökonomiegebäude. Zur Zeit ist das Schloß von dem von crailsheimischen Rentbeamten für das Rittergut Hornberg und Morstein bewohnt. Das Alter der Gebäude ist nicht bekannt, indem sich die über Thürstürzen befindlichen Jahreszahlen 1584 und 1599 wahrscheinlich bloß auf Reparaturen beziehen.

Die Lage des Orts ist bei der Manchfaltigkeit der freundlichen Bilder, welche die Umgebung gewährt, sehr anziehend; der Ort selbst aber, meist aus ärmlichen Hütten bestehend, die in 2 Reihen längs einer breiten unebenen Straße in genügender Entfernung von einander erbaut sind, verräth schon außen die Armuth, die auf Vielen hier lastet. Man zählt 48 Haupt- und 21 Neben-Gebäude, darunter die Schule und 1 Armenhaus. Die Kirche ist kein besonderes Gebäude, sondern bloß ein, im Schloß schon seit vielen Jahren, dazu eingerichteter Saal. Die Baulast zum Schulhaus ist von Seiten der Grundherrschaft und der Gemeinde bestritten. Die Häuser und Feldgüter, letztere meist erst durch den Schloßgutsverkauf im Jahr 1784 in bürgerliche Hände gekommen, sind mit Handlohn, Sterbfall und Grundzinsen belegt,


Berichtigungen

  1. Berichtigung in Beschreibung des Oberamts Gerabronn S. 313–314: S. 159. L. 19. l. 170 statt 180.
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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0159.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)