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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

a. Blaufelden, Pfarrdorf mit Marktrecht[b 1], mit 982 Einwohnern, worunter 11 Katholiken (im Jahr 1730 445 Einw.), mit den einzelnen südlich vom Ort im Blaubachthal gelegenen Wohnsitzen Kuttermühl und Hofmühl, und unfern der letzteren auf der Höhe, dem Rapoldsberg, einer Kleemeisterei. In älteren Zeiten wurde der Ort Bloveldten, Plafelden, Plobfelden, Plofelden, Plovelden und Bläfelden geschrieben. Er ist der Sitz eines evang. Dekanat- und eines Post-Amtes und liegt 2 Stunden nordöstlich von Gerabronn, in dem Thal des Blaubachs, der 1/4 Stunde von hier entspringt. Die Wassermasse dieses Baches ist gewöhnlich gering, andere fließende Gewässer finden sich nicht in der Gemeinde, indem die vorhandenen zahlreichen Klüften das Regen- und Schnee-Wasser aufnehmen und in die Tiefe versenken. Dagegen besitzt der Ort in der Entfernung von 1/2 Stunde an der Staatsstraße nach Mergentheim einen aus dortigen Quellen gespeisten See von 74/8 Mrg. 33 Rthn. Umfang, in dessen reinem Gewässer sich Karpfen, Wasserhühner und hie und da auch wilde Enten finden. Früher hatte er auch Blutegel; als Erwerbszweig von armen Leuten der Gegend ohne Rücksicht für die Nachzucht benützt, sind sie aber nun verschwunden. Mit Brunnen, von welchen einige ihr Wasser aus diesem See beziehen, ist der Ort genügend versehen und fehlt es auch in den trockensten Jahrszeiten nicht an Quellwasser.

Von dem Übergang von Blaufelden an Württemberg an (6. November 1810) bis Juli 1811 war der Ort der Sitz des Oberamts, und soll es neuerdings wieder werden (s. S. 75). Posten ziehen täglich über hier von Künzelsau nach Rothenburg und von Dinkelsbühl nach Werthheim und je wieder zurück. Der Ort ist weitläufig gebaut, hat breite Straßen, ist ziemlich rein gehalten und hat in einigen Theilen ein städtisches Aussehen. Gegen Südosten war die Hauptstraße durch ein, noch vorhandenes Thor, in welchem früher die Zollstätte befindlich war, verschließbar.

Die öffentlichen Gebäude sind die Kirche, das Schulhaus und das auf dem Thorthurm befindliche Ortsgefängniß[b 2]. Der Begräbnißplatz wurde 1834 in das freie Feld an der Straße nach Rothenburg verlegt. Zur Pfarrei gehören: Blaubach, Niederweiler, Wittenweiler, Erpfersweiler und Lentersweiler. Der Pfarrer ist zugleich Dekan für die nicht nach Langenburg eingetheilten Orte. Von 1562 bis 1795 war noch ein Caplan oder Diakonus angestellt. Die Ernennung des Pfarrers und die Besetzung der Schulstelle, an der ein Schulmeister und ein Unterlehrer bestellt sind, steht dem König zu. Nach einer noch vorhandenen Inschrift wurde die Kirche 1422 zu bauen angefangen. Im Jahr 1513 wurde sie ganz erneuert und ihr zu diesem Zweck ein Sammelpatent ertheilt.


Berichtigungen

  1. Berichtigung in Beschreibung des Oberamts Gerabronn S. 313–314:S. 121. L. 1. einzuschalten: mit Marktrecht.
  2. Berichtigung in Beschreibung des Oberamts Gerabronn S. 313–314:S. 121. L. 33. Ortsgefängniß statt Criminalgefängniß.
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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0121.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)