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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

zunächst ist der Vordergrund um Kirchberg mit seinem raschen Wechsel zwischen Licht und Schatten, dann zur Rechten in weiterer Entfernung Waldenburg in seiner malerischen Lage und der Einkorn mit dem Rosengarten bei Hall; in gerader südlicher Richtung als entfernteste Punkte der Hohenstaufen und Hohenrechberg; mehr in der Nähe südöstlich die dunklen Partien des Virngrundes und endlich zur Linken gegen Osten der Gebirgszug, welchen Schillingsfürst nächst Rothenburg schließt.

Von den 105 Haupt- und 84 Neben-Gebäuden, welche der Ort zählt, sind die meisten von Holz, nur wenige von Stein, bemerkenswerth von ihnen sind nur das ansehnliche Oberamteigebäude und die geräumige freundliche Kirche; außer diesen finden sich an öffentlichen Gebäuden noch ein Armenhaus, die Frohnveste, das Schulhaus und die Synagoge. Die meisten Wohnungen liegen zur Seite der, den Ort durchziehenden, einzigen geräumigen Straße, nicht allzunahe aneinander gerückt, wenige in den kurzen Nebengäßchen. Früher war der Ort mit einem Graben und kleinen Wall umzogen und mit 2 Thorthürmen versehen, von welchen der, welcher auf der Westseite den Eingang schließt, noch steht. Auf dieser Seite, unfern des Fleckens, am Weg nach Michelbach, liegt auch der 1708 eingerichtete Begräbnißplatz des Orts.

Außer der deutschen Schule, welche von den Kindern des Pfarrsprengels mit Ausnahme des Himmelreichshofs besucht und von zwei Lehrern besorgt wird, ist noch eine Schule für Kinder mosaischen Glaubens vorhanden. Die Pfarrei begreift die Orte Gerabronn, Fuchshof, Bügenstegen und Rückershagen, Filialkirche mit Himmelreichshof. Sie wurde, nachdem 1534 die Reformation vollzogen war, mit Trennung dieser Orte und der seit 1826 zu Beimbach getheilten Orte Heroldhausen und Werdeck von Michelbach an der Heide, wohin sie früher gehörten, erst 1561 zu einer Pfarrei vereinigt und 1562 auch erstmals mit einem Schullehrer versehen. Zuvor war die hiesige 1423 von Gottfried von Berlichingen, damaligem Pfandinhaber des Orts, erbaute und in die Ehre der Jungfrau Maria und der Apostel Peter und Paul geweihte Kirche bloß Frühmeß-Capelle, hatte übrigens einen eigenen hier ansäßigen Caplan. Der Pfarrer und die Schullehrer werden vom König ernannt. Die Baulast an der 1704, neu erbauten Kirche und an den Pfarrgebäuden hat die Kirchenstiftung, und an dem 1825 neu erbauten Schulhause die Schulgemeinde. Das Vermögen der vereinigten Gerabronn-Rückershagener Kirchenstiftung ist unbedeutend (s. Tab. IV). Die Katholiken sind nach Bartenstein eingepfarrt, die Einwohner mosaischen Glaubens aber gehören zu der israelitischen Kirchengemeinde Dünsbach und zum Rabbinatsbezirk

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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0095.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)