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Nur der Probst durfte außerhalb Wiesensteig wohnen, – die letzten Pröbste kamen des Jahres nur ein einziges oder ein Paar Male dahin und wohnten sonst in Augsburg, – dagegen mußten alle Kanoniker in dieser Stadt sich aufhalten, und die Freiheit, 1/2 Jahr anderwärts zu seyn, wurde bei der Restitution des Stifts im Jahr 1567 aufgehoben. Mit einem Kanonikate war die Parochie in Wiesensteig, mit einem andern die Prädikatur verbunden. Der Parochus hatte zu seiner Mithülfe 2 Stadtcaplane, welche zugleich Chorvikare waren. Die Chorvikare hatten auch die lateinische Schule zu versehen.

Der Kanonikat-Pfründen waren im 15ten Jahrhundert sechszehn, welche jedoch im Jahr 1495 P. Alexander VI. auf fünfzehn reducirte. Auch später traten noch Reduktionen ein. Als Graf Rudolph das Frauenkloster in Wiesensteig gründete, erhielt er vom Bischof Erlaubniß, 6 Präbenden einzuziehen, um sie auf seine neue Stiftung zu verwenden. Bei der Aufhebung des Stiftes waren 9 Kanonikate, einschließlich des Dekanats.

Stiftische Patronate waren: Wiesensteig, Bernstadt (jetzt OA. Ulm, protestantischer Ort, wo das Stift Wiesensteig bis zum Jahr 1803 abwechselnd mit Ulm die Pfarrei besetzte), Ditzenbach, Hohenstadt, Merklingen, (prot. Ort. Graf Johannes von Helfenstein übergibt den 27. Oct. 1331 den Kirchensatz zu Merklingen dem Stift Wiesensteig und einverleibt die Kirche zu Merklingen der Stiftskirche zu Wiesensteig. Urkunde), Mühlhausen, Öllingen (prot. Ort. K. Ludwig IV. verleiht den 11. Mai 1330 den Kirchensatz zu Öllingen dem Stift Wiesensteig. Urk.), Westerheim.

Das jährliche Einkommen des Stiftes gab Graf Ulrich von Helfenstein im Jahr 1567 zu 6000–7000 fl. an (Veesenmeyer Sammlung S. 25); zur Zeit seiner Aufhebung mochte diese Summe nur um weniges höher seyn. Die Geldverrechnung besorgte der Schaffner des Stifts, für die Früchte war ein Kastner aufgestellt. In einer auf dem K. Staatsarchiv aufbewahrten Specifikation

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_280.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)