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Die St. Leonhards-Stiftung besitzt 6300 fl. Vermögen, und es liegt ihr die Erhaltung des Gottesackers und der Kapelle ob. Die Armenkasse hat 3000 fl. Vermögen. Die Stiftung des im Jahre 1829 allhier verstorbenen verdienten Geistlichen Rathes und Dekans Göttler für die erstmals Kommunicirenden, für Studirende, Arme, Schulkandidaten und für Musik hat 4280 fl. Kapitalien.

Vielen Aufwand verursachen der Stadt die beschwerlichen Vicinalwege, namentlich die 2 bedeutenden Steigen nach Neidlingen, 1/2 Stunde hinauf und beinahe eben so weit hinunter, da nach einem in früherer Zeit abgeschlossenen Vertrag mit Neidlingen diese neue Steige (die alte ging an dem Reußensteiner Hof und an der Ziegelhütte vorüber) größtentheils von Wiesensteig unterhalten werden muß. Eine andere, fast eben so beschwerliche Steige ist die Straße nach Blaubeuren, welche über den Kirchberg führt; auch diese wurde in den letzten 10 Jahren von der Stadt mit großen Kosten neu angelegt, und mußte öfters durch Felsen gesprengt werden. Landstraßen ziehen keine durchs Thal, und alle Verbindungen müssen von den betreffenden Gemeinden unterhalten werden.

Eine besondere Zierde der Stadt ist die Stadtpfarr- ehemalige Stiftskirche. Ihre Länge beträgt 195′, ihre Breite 52′, das Schiff bis unter die Dachspitze ist 80′ hoch. Sie ist sehr hell, hat 2 viereckige Thürme, welche 138′ hoch und 21′ auf allen Seiten breit sind, und ein herrliches Geläute. Der südliche Thurm enthält die Jahrzahl 1466. Mit Ausnahme der Thürme sank die Kirche im Jahre 1648 beim Brande der ganzen Stadt in Asche, aus der sie nur allmählig wieder erstand. Eine Hauptreparatur erhielt die neue Kirche in den Jahren 1780–85. Der Altäre sind 7. Unter dem Choraltar befindet sich im doppelten Schilde das werdenbergische und das Stiftswappen; ein Altarblatt, den sterbenden Joseph vorstellend, ist von dem Hofmaler Chstn. Winkler in München, aus dem Jahre 1780, auch die Bildhauer-Arbeiten (die Evangelisten, mehrere Heilige, von dem churfürstlich

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_268.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)