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Nach Ulrichs († 1372) Tode übernahmen, da sein Sohn Ludwig auf den erzbischöflichen Stuhl von Colocza in Ungarn erhoben wurde, Graf Konrad († 1402), und späterhin gemeinschaftlich Graf Friedrich die Verwaltung der väterlichen Herrschaft. Die Familie war aber zahlreich geworden, der Aufwand hatte zugenommen und zum Theil vom Vater vererbte Schulden hatten sich bedeutend gemehrt, besonders die Gräfin Mutter, Herzogin von Bosnien, war gewöhnt, auf einem kostspieligen Fuße zu leben. Ihre Üppigkeit und Verschwendung legte mit den Grund zum Ruin des Hauses. Sie sah dieses am Ende auch wohl ein, und nannte scherzend die Ulmer ihre Kinder, welche ihre Herrschaft einst erben würden. Der wuchernde Handelsstaat Ulm streckte seit dem Jahr 1382 je mehr und mehr Geld vor, im Jahr 1396 belief sich die Gesammtsumme des von den Grafen von Helfenstein nach und nach bei Ulm aufgenommenen Geldes auf 86.439 Goldgulden und wenn die 12 Procent Jahreszinse, welche zu bezahlen waren, noch hinzugerechnet werden, auf mehr als 120.000 Goldgulden. Nun schritten die beiden Grafen im genannten Jahre 1396 an den S. 104 erzählten Verkauf eines großen Theils ihrer verpfändeten Herrschaft an die Stadt Ulm, um sich den andern Theil (die nachherige Herrschaft Wiesensteig) best möglich zu retten. So schnell sank der Glanz des ehedem so mächtigen und reichen Hauses, unter dessen Einkünften die Zölle keine der unerheblichsten Quellen gewesen waren; noch zu Graf Friedrich soll, als er Geislingen hingab, ein alter Bauer gesagt haben: o Herr, wo gedenkt Ew. Gnaden hin, und wäret Ihr ein ganzes Jahr auf Helfenstein gesessen und hättet einen Batzen um den andern zum Fenster hinausgeworfen, so hättet Ihr allein vom Zoll Gelds genug gehabt.

Nach Friedrichs Tode († 1438) bekam dessen Sohn Ulrich die Herrschaft Wiesensteig und gab seinen Brüdern den 2 geistlichen, Johannes und Wilhelm eine kleinere, den 2 weltlichen, Friedrich und Ludwig, eine größere,

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_153.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)