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Glieder hier Obervögte waren, sowie auch des benachbarten Adels, z. B. Conrads von Degenfeld vom Jahr 1430. Der Chor zeichnet sich durch Stühle und durch einen alten Altar mit äußerst künstlichem Schnitzwerk aus; erstere wurden im Jahr 1512 von dem bekannten Meister Georg Sürlen gefertigt, der kunstreiche Altar aber soll von der Gräfin von Helfenstein, Maria, Herzogin von Bosnien, im Jahr 1400 gestiftet seyn. Auch die Kanzel ist mit künstlicher Holzarbeit im Renaissancestyl geziert. Der Grund zu der Kirche wurde nach der noch vorhandenen Inschrift im Jahr 1424 „durch Haissen einz ratz ze Ulme“ gelegt, und im Jahr 1426 wurde zu Gunsten des Kirchenbaus von Kardinal Jordanus ein Ablaß ertheilt, desgleichen im Jahr 1474 von Marcus, Kardinal und Patriarch zu Aquileja. (Diese Ablaßbriefe finden sich in den hinterlassenen Kollectaneen des Prof. Veesenmeyer in Ulm.) Von diesem Ablaß dürfte sich theilweise der Reichthum des Spitals, welchem das Eigenthum und die Baulast der Kirche zusteht, herschreiben. Renovirt wurde die Kirche im Jahr 1678.

Übrigens hatte Geislingen schon lange vor diesem Kirchenbau eine Pfarrei. Im Jahr 1293 erscheint Ludewicus plebanus (Leutpriester) de Giselingen als Zeuge in einer Urkunde Graf Ulrichs von Helfenstein für das Kloster Wettenhausen (Lang Reg. Boic. 4, 539). Im Jahr 1331 wird Johannes Schatzmann Dechan zu Gyßlingen genannt; im Jahr 1400 macht Frau Maria, geborene Herzogin von Bosnien eine bedeutende Stiftung zu Aufrichtung eines Altars und Besoldung eines Kaplans in der Pfarrkirche der Mutter Gottes zu Geislingen; im Jahr 1401, den 1. Februar, unterzeichnet eine Überkinger Urkunde „der erber Pfaff Johann Zänlen zu den ziten Dechan des Capitels ze Gyßlingen und Kirchherr daselbs.“

Die Spitalkirche zum heiligen Kreuz oder zu Sankt Leonhard wird im Jahr 1394 genannt, wo Pfaff Heinrich Küttenbain, Kirchherr zu Steinenkirch, eine ewige Messe dahin stiftet; in ihrer jetzigen Gestalt wurde sie erst im Jahr 1615

Empfohlene Zitierweise:
Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_127.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)