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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen

durch die ganze Herrschaft ruhig vor sich. Es kam aber auch der fürstenbergische Amtsverwalter und Stadtpfleger, Joh. Georg Schmid, zu dieser Handlung, welchem der württembergische Abgeordnete die Versicherung gab, daß der Herzog nur die bisher churbairischen Theile und Gerechtigkeiten der Herrschaft Wiesensteig in Empfang nehme, dem Hause Fürstenberg aber keinen Eintrag thue, sondern mit ihm in bester Harmonie, Gemein- und Nachbarschaft leben wolle.

Übrigens nach einem kurzen Besitze von 10 Jahren mußte Württemberg, vermöge des badischen Friedens und dessen 15. Artikel, welcher den Churfürsten von Baiern restituirte, seinen Antheil an Wiesensteig, dessen jährliche Rein-Einkünfte im Jahre 1704 auf 3551 fl. 12 kr. (nach Abzug von 1645 fl. 33 kr. Ausgaben) angegeben wurden, wieder an Baiern abtreten, welches, wie bemerkt, i. J. 1753 auch das fürstenbergische Drittel ankaufte, und wegen der Herrschaft Sitz und Stimme auf der Grafenbank beim Reiche und schwäbischen Kreise hatte. Der Reichsmatrikular-Anschlag betrug 24 fl., ein Kammerzieler aber 10 Reichsth. 73 Kr. Im Jahre 1778 zog der Kaiser die reichslehnbaren Güter und Gerechtsame in dieser Gegend als erledigt ein. Zu der Herrschaft Wiesensteig gehörte außer den oben S. 3 aufgezählten Orten des Oberamts auch noch das Schloß Wildenstein (jetzt badisch) an der Donau, welches auch im Jahre 1753 von Fürstenberg an Churbaiern überging.

Nach der bairischen Organisation vom 1. Merz 1804 bildete die Herrschaft Wiesensteig das 22. Landgericht in der schwäbischen Provinz, wozu das vormals ulmische Amt Nellingen geschlagen wurde (welches letztere i. J. 1806 bei Baiern blieb).

Der Vertrag mit Baiern vom 3. Juni und die Rheinbundes-Akte vom 12. Juli 1806 brachte Wiesensteig an Württemberg. Der 13te Artikel letzterer lautet: Sa Majesté le Roi de Bavière cède à sa Majesté le Roi de Württemberg la Seigneurie de Wiesensteig; und der 18.: S. M. le Roi de Württemberg réunira à ses états en toute souveraineté et propriété la Seigneurie de Wiesensteig.

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_108.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)