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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen

als ein eröffnetes Lehen heim. Die zwei ältesten Töchter des Grafen Rudolf verkauften unter dem 22. September 1642 den von ihnen ererbten Antheil an der Herrschaft Wiesensteig mit 2/3, nebst der Aktion wider die Reichsstadt Ulm wegen Helfenstein und Geislingen, um 100.000 fl. an Churbaiern, der jüngsten Tochter Antheil kam auf ihren Gemahl, Graf Wratislaw von Fürstenberg und seine Nachkommen. Baiern und Fürstenberg besaß auf diese Weise die Herrschaft 111 Jahre lang als Condominium, wobei Churbaiern auch das fürstenbergische Drittheil auf den schwäbischen Kreistagen vertrat, bis im Jahr 1752/53 der Fürst Wilhelm Ernst von Fürstenberg, mit Zustimmung seiner Agnaten, auch sein Drittel an Baiern verkaufte, so daß Baiern in den Besitz der helfensteinischen Herrschaft und den Genuß aller Rechte, Einkünfte etc. derselben gelangte.

Im Jahre 1704 wurde Wiesensteig durch Herzog Eberhard Ludwig, welcher sich hiedurch für seine dem Kaiser im spanischen Successionskrieg geleistete Dienste entschädigen wollte, in Besitz genommen. Das Besitzergreifungs-Patent ist vom 5. Nov. 1704 (abgedruckt bei Sattler, Herzoge. XIII. Nr. 2); als Grund ist angegeben, weil „der Churfürst von Baiern gegen alles Abwarnen allerhöchst Sr. Kaiserl. May. sich zur französischen Partie geschlagen, das heil. römische Reich und dessen getreue Mitglieder gewaltthätig und feindlich überzogen, absonderlich aber auf uns in denen von Gott verliehenen Landen und Herzogthum von allen Orten dermassen angedrungen, daß wir gar leichtlich umb Land und Leuth hätten gebracht werden können, und wir nach allem so göttlich als natürlichen Recht des erlittenen unersetzlichen Schadens etc. uns zu erholen berechtigt sind.“ Eberhard Ludwig berief zum Geschäft der Übernahme seinen Oberjustizrath Moritz David Harpprecht. (S. das Umständliche bei Sattler a. a. O. S. 7–11.) Der churbairische Rath, Christoph Balthasar von Cammerlohr, war damals Obervogt in Wiesensteig, welcher dem Hause Württemberg, auf die an ihn geschehene Aufforderung, die Handtreue an Eidesstatt leistete. Sonach ging die Huldigung

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_107.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)