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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen

Die rechbergischen Orte und Eybach bilden den ärmsten Theil des Bezirks, theils wegen zu zerstückelten Grundbesitzes, theils wegen größerer Grundabgaben. Die Gewohnheit der Armuth erzeugt eine gewisse Gleichgültigkeit gegen mühsameren Erwerb. Viele verlassen sich lieber auf die Unterstützung der Grundherrschaft oder den weniger mühsamen Hausirhandel. Wohnungen und Kleidung sind armseliger, als in den beiden andern Bezirken.

Die besondern Gewohnheiten bei Taufen, Leichen, Hochzeiten, welche 1–4 Tage dauern, sind wie im Ulmischen überhaupt (s. Beschreibung des Oberamts Ulm S. 34). In der ehemaligen Herrschaft Wiesensteig kommt nichts Eigenthümliches vor. Freischießen mit sehr verschiedenen Einlagen von 1–4 Kronenthalern und noch mehr, Kugelbahnen, Tänze finden überall zahlreichen Zuspruch. Das Hauptgetränk bei solchen Gelegenheiten ist Braunbier, beim Feldgeschäft Weißbier, auch Branntwein, doch nimmt das Branntweintrinken ab.

Schließlich sind in diesem Bezirke auch noch die Abkömmlinge eines ganz fremden Volksstammes zu nennen, von welchem manche Familien hier ihr Wesen trieben, welche jetzt zum Theil nach Mühlhausen, Deggingen, eingewiesen sind und in der jetzigen Zeit nicht mehr so viel von sich reden machen, wie ehemals. Es sind dies die s. g. Freileute, Freimenscher, der jenische Adel. Von ihnen gibt Schwab in seiner Schwäbischen Alp (S. 171) nach ihren früheren Verhältnissen folgende Schilderung: Diese Abkömmlinge von den Zigeunern, aber nicht mit ihnen zu verwechseln, sind Landstreicher, die sich mit Zainen- und Korbmachen abgeben. Zu zehn und zwölf ziehen sie, die Weiber in auffallender, stattlicher Tracht, große, oft bildschöne Leute, von Hof zu Hof herum. Den einsamen Hofbauern pressen sie Mehl, Milch und Schmalz und andere Speise ab, die sie unter der Drohung, ihnen das Haus über den Köpfen anzuzünden, sich entweder aufs freie Feld zum Mahle liefern lassen, oder in der Bauernwohnung selbst verzehren; Hunde und Dachse

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 049. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_049.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)