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sind meist ausgehauen, daher fehlt es an Nadelstreu. Es findet etwas Köhlerei Statt; auch werden viele Pfähle gemacht und ausgeführt. Der Betrieb der Rindviehzucht ist im Allgemeinen auf das eigene Bedürfniß beschränkt. Einzelne haben zwar einen schönen Viehstand, im Allgemeinen aber ist er mittelmäßig und mit Bayerischem Schlag vermischt. Auch Stellvieh, von Juden und Christen, findet sich. Die Farrenhaltung ist 1838 von der Pfarrei auf die Gemeinde übergegangen. Mit der Schafzucht beschäftigen sich 3–4 Schäfer. Viele Schweine werden gemästet. Seit 20–25 Jahren hat die Ziegenzucht in demselben Verhältnisse zugenommen, in welchem der Wohlstand abnahm. Die Bienenzucht gedeiht in den Seitenthälern. Außer einigen Mahl- und mehreren Säg-Mühlen sind keine Gewerbe zu erwähnen. Viele Familien nähren sich mit Stroharbeiten, Korbflechten, Rechenmachen und anderen Holzarbeiten.

Dem Forstamte Lorch sind Kronmühle und Rauhenzainbach, dem Forstamte Comburg Buschhof, Diebach, Erlenbach, Gehrhof, Michelbächle und Mittelroth zugetheilt; Glattenzainbach ist zwischen Lorch und Reichenberg, Wörbelhöfle zwischen diesem und Comburg getheilt; die übrigen Orte gehören zum Forstamt Reichenberg. Schulen sind in Vichberg und Mittelroth. Pfarrer Wullen hat 1847 einen Local-Wohlthätigkeitsverein gegründet. Das Vermögen der Gemeinde- und Stiftungs-Pflege ist verhältnißmäßig nicht ungünstig. An besonderen Stiftungen sind 1940 fl. vorhanden, wovon 800 fl. von den Brüdern Weißensee, 425 fl. von der vorm. Leiningen’schen und 225 fl. von der vorm. Solms’schen Herrschaft herrühren. Zehentherr war überall der Staat, nur stand in Vichberg die Hälfte des großen Zehentens der Standesherrschaft Limpurg-Waldeck zu.

Bis 1806 waren Hornberg, Plapphof, Retzenhof und Rupphof dem O.-A. Murrhardt, Gehrhof, Michelbächle und Erlenbach, als Bestandtheile der Herrschaft Limpurg-Gaildorf-Wurmbrand, dem Landamte Gaildorf, die übrigen Orte, ausschließlich Vorderlangert, als Bestandtheile der Herrschaft Limpurg-Gaildorf-Assenheim dem Amte Oberroth zugetheilt.

Was zunächst

a) das ev. Pfarrdorf Vichberg (früher, und wohl richtiger Fiechtberg oder Fichtberg) betrifft, so liegt dasselbe 11/2 St. südwestlich von Gaildorf im Roth-Thal, an der mit der Backnanger Straße verbundenen Thalstraße, an dem südlichen Fuße des von Alters her mit Fichten besetzten Fichtberges. Das Dorf ist nördlich und südlich durch Berge geschützt; von Westen nach Osten aber fließt zunächst an ihm die Roth vorüber, die durch den das Dorf bewässernden Diebach und den gegenüber einfallenden

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_231.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)