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jetzt bekannten Limpurgischen Stammtafeln nach, nicht wohl andere seyn können, als entweder die Wappen des (1482 †) Schenken Conrad und seiner Gemahlin, der Gräfin Clara von Montfort, oder der jüngern Schwester desselben, der an den Grafen Rudolph v. Montfort verheiratheten Schenkin Elisabetha. (Die letztere Annahme hat deßhalb eine größere Wahrscheinlichkeit für sich, weil dem Limpurgischen Wappen seine Stellung links, dem Montfortischen aber die seinige auf der rechten Seite des Tabernakels angewiesen worden ist.) Von den in Holz geschnitzten Bildern, welche das Innere dieser Kirche geziert haben, sind noch mehrere, aber leider höchst verwahrlost, vorhanden. [1] Diese Figuren sind: Christus am Ölberg nebst den schlafenden Jüngern, in etwas mehr als halber Lebensgröße, von meisterhafter Hand, aber zum Theil gänzlich zerstört. Sie scheinen ursprünglich bemalt gewesen zu seyn; es ist aber von den Farben kaum eine Spur mehr zu finden. Ohne Zweifel haben dieselben die oben gedachte Nische ausgefüllt. Vier weitere Figuren, sitzend, ebenfalls ursprünglich bemalt, mögen die Bilder von Kirchenpatronen oder höheren Geistlichen dargestellt haben; sie sind aber gänzlich ruinirt, indem sämmtlichen die Hände und drei davon die Köpfe abgeschlagen sind. Sodann sind auch noch einige Heiligen-Bilder vorhanden, welche die älteren Altäre (deren es 2 gewesen zu seyn scheinen) geziert haben mögen. In Ermangelung der Hände, die ihnen abgeschlagen sind, so wie aller Attribute, läßt sich aber nicht wohl bestimmen, wen sie vorgestellt haben. Auch sie sind von Künstlerhand, etwa 3′ hoch, und ursprünglich reich vergoldet und bemalt gewesen. Das besterhaltene dieser Bilder endlich ist die Maria mit dem Leichnam Christi auf dem Schoos, ein ausdrucksvolles Bild, dem ein besserer Aufbewahrungsort zu wünschen wäre, als der Kasten in der Sakristei, der es vor weiteren Beschädigungen doch nicht schützt.

Unter dem Dache wird ein Todtenwagen aufbewahrt, der 1634–1637, wo die Pest wüthete, gebraucht worden seyn soll und daher noch der Pestwagen heißt. Neben der Kirche steht die unten erwähnte uralte, ganz zerfallene Capelle. Die Baulast an der Kirche hat der Ortsheilige.


  1. Noch vor ungefähr 8 Jahren fand dieselben Ober-Rentamtmann Mauch, welchem wir diese Beschreibung der Kirche verdanken, theils in einer Ecke der Sakristei, hinter anderm Gerümpel, theils auf dem Dachboden zerstreut, theils – und diese waren am übelsten daran – bereits von Fäulniß angesteckt, in einem in der Nähe der Kirche befindlichen Häuschen, in welchem das Todten-Geräthe aufbewahrt wird, und das so schlecht bedeckt war, daß das Regenwasser an jenen Figuren hinablief; er ließ sie sogleich in’s Trockene, und zwar in Ermangelung eines bessern Aufbewahrungs-Ortes, auf den Boden unterm Kirchendach bringen, wo sie noch liegen.
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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_227.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)