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mit schöner Fernsicht sind, außer dem Waldgebirge, das vom Fuße an bis Reippersberg der Miedberg heißt, der zwischen dem Kocher und Eisbach sich lagernde Kieselberg und der über das Kocher- und Roth-Thal hereinragende Kirgel. Eine größere Ebene des Waldes ist der zwischen Reippersberg und Hohnkling gelegene Rusmaden, wo 1741 ein Theil des französischen Heeres sich gelagert hatte (S. 110). Der Bezirk liefert sehr feine und gute weißbläuliche Werksteine. Auf einer Anhöhe bei Münster wurde 1827 beim Graben eines Bierkellers ein schöner Mammuthszahn gefunden, der eine Länge von 61/2′ und einen Umfang von 1′ 1″ hatte. Die Gegend ist gesund. Die übrigen natürlichen und die meisten landwirthschaftlichen Verhältnisse kommen mit denen von Gaildorf und Vichberg, beziehungsweise Gschwend, überein. Durch den Bezirk führt die Landstraße von Gschwend nach Gaildorf über die sehr steile, doch jetzt im Umbau begriffene Miedberger Steige; zunächst bei Unter-Roth mündet in dieselbe die Roththal-Straße ein und führt die obere Kocherthal-Straße vorüber. Die Markung, nach Ober-Roth zwar die größte (10.0304/8 M.), besteht über die Hälfte aus Waldungen und zu mehr als 1/10 aus Weiden und Öden; der durchschnittliche Betreff an Baufeld ist 2,4 auf den Kopf. Der Boden, so weit er angebaut, ist allermeist fruchtbar. Haupterzeugnisse sind Dinkel, der in Bröckingen vorzüglich geräth, Roggen, Hanf, in Hohnkling Flachs, ferner Klee und im Thale bei den trefflichen Wiesen sehr vieles Heu, daher die Viehzucht als Hauptnahrungsquelle zu betrachten ist. Unter-Roth hatte ehemals Weinbau. In Unter-Roth, Reippersberg und Schönberg ist der Privatwaldbesitz bedeutend. Die wohlhabendste Parzelle ist Reippersberg. Bröckingen ist neuerer Zeit in seinem Wohlstande durch den Güterhandel herabgekommen. Von eigentlichen Gewerben sind blos 3 mit Sägmühlen verbundene Mahlmühlen, eine weitere Sägmühle und eine Ölmühle zu erwähnen.

Zum Forstamte Comburg sind Bröckingen, Kieselberg und Münster, zum Forstamte Lorch die übrigen Parzellen eingetheilt. Die Vermögensverhältnisse der Gemeindepflege sind nicht ungünstig, die der Stiftungspflege mittelmäßig. Für die Armen der Pfarrei Münster hat 1788 die Fürstin Christine Wilh. von Leiningen 736 fl. gestiftet. Die Schulverhältnisse sind nach den Kirchensprengeln geregelt. Zehentherren waren bisher: in Bröckingen und Münster die Standesherrschaften Limpurg-Gschwend und Limpurg-Waldeck und die Pfarrei Münster; in Unter-Roth die beiden erstern; in Reippersberg die Standesherrschaft Limpurg-Gschwend, in Schönberg die Standesherrschaft Limpurg-Waldeck; in Kieselberg, das vom großen Zehenten frei ist, die Pfarrei Münster hinsichtlich des kleinen Zehenten.

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_223.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)