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hölzernem Thürmchen, worin 2 Glocken, ist hell und geräumig. Sie wurde 1777 auf Kosten der Herrschaft erbaut und am zweiten Adventsonntag eingeweiht, nachdem früher, mindestens seit 1609, der (evangelischen) Pfarrgemeinde die Schloßkirche eingeräumt war. Der Pfarrer von Ober-Gröningen hat hier je über den andern Sonn- und Feiertag zu predigen und die Casualien zu halten. Die Baulast hat die Gemeinde. – In dem 1828 erbauten Rathhause befindet sich auch die evangelische Schule. – Am Kocher steht eine Mahl- und Säg-Mühle. – Unter-Gröningen hat gutes Trinkwasser; namentlich ist das Wasser des am östlichen Abhange des Schloßberges entspringenden, nie versiegenden sogenannten Wäschbrunnens ausgezeichnet.

Die meisten Einwohner sind arm und überschuldet. Namentlich ist es die schon gedachte katholische Colonie, welche die öffentliche Fürsorge in Anspruch nimmt. Die Nahrungsquellen derselben seit ihrer hienach zu erwähnenden Aufnahme, bestehend in Baumwollenspinnen und herumziehenden Gewerben, womit auch der Bettel verbunden war, gingen durch die Zeitverhältnisse versiegen, und obgleich es dem früheren Ortspfarrer Herlikofer gelang, mittelst einer Industrieschule und weiterer Sorge für der Schule entlassene Kinder den Bettel größtentheils auszurotten, und durch Unterstützung der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins und des Vereins für entlassene Strafgefangene auch den Erwachsenen Brod zu verschaffen, indem sie sich insbesondere an dem Schachteln- und Wannen-Machen, Verfertigen von Floßwieden, Pflugringen und dergl. betheiligten, so ist doch die Noth noch groß. Winters wird mit Hilfe eines Zuschusses der gedachten Centralstelle noch immer unter der Leitung des Ortsgeistlichen das Wollenspinnen betrieben; die Schachtelnfabrikation hat aber neuerdings wegen der Concurrenz aus Sachsen und Thüringen sehr abgenommen. Von der Residenz her ist die Zahl der Handwerker noch unverhältnißmäßig groß; unter andern finden sich Bierbrauer, Gerber, Seifensieder, Hafner, Uhrenmacher, Seiler, Hutmacher, Conditoren, Drechsler und eine kleine Zündhölzchen-Fabrik.

An der evang. Schule mit 150 fl. Fonds stehen ein Schulmeister und ein Gehilfe, an der kathol. mit 25 fl. Fonds ein Schulmeister. Der Industrieschule ist schon gedacht. Beide Begräbnißplätze liegen außerhalb des Ortes.

Den ursprünglichen Herren des Ortes ist ohne Zweifel der Witho de Groningen beizuzählen, welchen 1102 Herzog Friedrich von Schwaben, als er durch denselben das von ihm gestiftete Kloster Lorch dem heiligen Stuhle übergibt, einen nobilis dominus nennt (W. Urk.-Buch I, 334, wo zwar auf Gröningen im Oberamt Crailsheim geschlossen wird). Derselbe Witho kommt 1108 als Zeuge in einer Comburger Urkunde vor

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_219.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)