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Aufhebung der Natural-Verpflegung jährlich 166 fl. 551/2 kr. von der Gemein-Herrschaft Ober-Sontheim zu empfangen. – Das von dem Hofprediger Müller 1700 gegründete, von Schenk Vollrath mit einem Garten und Bauholz beschenkte, durch Collecten und Beiträge der Ortsheiligen unterhaltene, Waisenhaus war gleichfalls für die Sontheim’schen Orte gemeinschaftlich, und hatte bald einen so guten Fortgang, daß Capitalien ausgeliehen und zumal 40 Pfleglinge aufgenommen werden konnten. Wegen Verminderung der Einnahmen mußte aber später die Zahl der Letzteren auf 10–12 herabgesetzt werden. Im Jahr 1811 wurde die Anstalt ganz aufgehoben und das in 400 fl. Capitalien, Haus und Gütern bestehende Vermögen der Gemeinde Ober-Sontheim zu Schulzwecken überlassen. – Der Begräbniß-Platz wurde 1618 auf einer südwestlichen Höhe außerhalb des Ortes angelegt. 1

Der Ort ist alt. Am 1. Juli 1002, bei seinem Zuge von Worms nach Bamberg, hielt sich Kaiser Heinrich II. in Suntheime auf, welches nach Stälin’s Vermuthung (I. 469) dieser Ort ist. Im Jahr 1383 wurden vor dem Gericht zu Hall H. von Kottsbühl und W. von Enslingen wegen der Bühler zu Ober-Sontheim vertragen, welche als ein „gemein Wasser“ bezeichnet wird. Seitz von Kottsbühl und Ulrich von Enslingen, Bürger zu Hall, sind 1390 Zehentherren. Der Haller Bürger Hans Speltacher verkauft 1462 an die Präsenz zu St. Michael in Hall 2 Güter. Das Schloß, einst der Sitz des rittermäßigen Geschlechtes von Suntheim, wovon wir schon mehrere Glieder getroffen, war, als es erstmals genannt wird, im Besitze der von Crailsheim. Im Jahr 1487 ist die Rede von einer Caplanei zu St. Peter „in Castro Suntheim.“ Georg von Crailsheim zu Schönbronn verkauft dasselbe, wie es seine Eltern besessen, mit 7 Gütern 1475 an Schenk Wilhelm, der 1477 von Anna Geyer, Heinrich Berler’s Wittwe 9 Güter, worunter die Badstube, kauft. Limpurg kaufte ferner: 1478 von Seitz Künlin 5 Güter, 1479 von Hans von Stetten 1 Hof, 1483 von Hans von Vellberg die Vogtei zu Ober-Sontheim, die dieser von Hohenlohe zu Lehen hatte, und 1 Gut, 1541 von der Stadt Hall 10, 1557 von Hans Wolf von Rechberg zu Heuchlingen 3 Güter, 1562 und 1599 von der Stadt Hall alle Zehenten, 1563 von Conrad von Vellberg 4, 1575 von Markgraf Friedrich zu Brandenburg 3 Güter und 1578 vom Stift Ellwangen mit der hiesigen Frühmesse mehrere Caplanei- und Heiligen-Güter. Von Bauern hatten die Schenken in den Jahren 1479–1575 13 freie Güter erworben. Im Jahr 1583 kauften sie von den von Gaisberg’schen Erben den von ihren Voreltern ererbten Sitz zu Ober-Sontheim, wie derselbe allenthalben umfangen und begriffen ist. Auf diese Weise wurde der Ort ganz Limpurgisch; 1563 wurde auch von Kaiser Ferdinand die

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_198.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)