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auf das zwölfte oder dreizehnte Jahrhundert zurückdeuten. Von den beiden Glocken hat eine in gothischen Minuskeln die Umschrift: „Anno dom. MCCCCLXXV o rex glorie christi veni cum pace.“ Die Kirche und das auf dem höchsten Punkte des Ortes gelegene Pfarrhaus hat die Stiftungspflege zu erhalten. – Das Schloß, in Folge des Heirathsbriefes Schenk Wilhelm’s und Dorothea Reuß von Plauen 1618–1622 erbaut und der letztern zum Widdum bestimmt, hat drei massive Stockwerke und einen Treppenthurm, ist hoch und weithin sichtbar. Es wird schon lange nicht mehr bewohnt. In dem anstoßenden, aus 3 Flügeln bestehenden, Gebäude wohnen der Rentbeamte und der fürstliche Revierförster. Eine Zierde des Ortes ist das 1843–1844 von der Gemeinde massiv erbaute Schul- und Rath-Haus von 3 Stockwerken. Zur Pfarrei, deren Sprengel der politischen Gemeinde entspricht, hat die Standesherrschaft zu nominiren. Neben der Volksschule besteht eine Industrieschule; erstere hat 160 fl. Stiftungen und 100 fl. Fonds.

Michelbach wird 1080 erstmals genannt, und zugleich die Pfarrei mit Zehenten als eine Schenkung der Grafen Burkardt, Rugger und Heinrich von Comburg an das von ihnen gestiftete Kloster Comburg bezeichnet. Das Kloster Ellwangen verkaufte 1380 an Conrad von Rinderbach, Bürger zu Hall, seine Güter zu „Michelbach zwischen Buchhorn und Brötzingen, da die Kirche innsteht“, bestehend aus 1 Hof, 8 Huben und einigen Sölden, um 160 fl., welche dieser noch in demselben Jahr als frei und eigen an Limpurg verkaufte, das 1411 u. f. 10 weitere Güter von den Haller Bürgern Eisenhut, Eberhard und Stetten erwarb, und um dieselbe Zeit auch den Blutbann, der sich bis Comburg und Steinbach erstreckte, vom Reich zu Lehen erhielt. So besaß Limpurg 1730 mit aller Obrigkeit 8 Höfe oder Huben, 12 Söldner und 13 Häuslein, 1741 mit 33 Wohngebäuden und 38 Unterthanen. Bei der S. 98 erwähnten Theilung der Herrschaft Obersontheim 1744, fiel der Antheil Limpurg-Sontheim-Michelbach an das Haus Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, welches bis 1806 alle landesherrlichen Rechte, einschließlich des Episcopats, ausübte.

Das Kirchen-Patronat kam zu unbekannter Zeit von Kloster Comburg an Hohenlohe und Limpurg, welche die Pfarrei abwechslungsweise vergaben, bis 1541 Hohenlohe seine Rechte ganz an Limpurg abtrat, wogegen jenes die Kirchen Braunsbach und Gailenkirchen ausschließlich erhielt (Wibel II, 428). Ein Pfarrer, Namens Seyfried, wird 1347 genannt (ebenda I, 164). Anna Berler, Bürgerin zu Hall, verkauft 1417 ein Gut zu Uttenhofen an die Kirche zu Michelbach, unter der Bedingung, daß im Chor derselben ein ewiges Licht brenne (ebenda III, 115).

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_172.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)