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übrigen Orte. Beide Herrschaften waren schon 1780 und 1790 theilweise württembergisch geworden.

Von den einzelnen Orten liegt

a) Gschwend, das evang. Pfarrdorf, 2 St. südlich von Gaildorf, in einer von mehreren kleinen Bächen durchschnittenen kesselförmigen Vertiefung, an den zuvor erwähnten Straßen, welche hier sich kreuzen. Von Westen her kommt der in der Nähe entspringende und im Orte selbst durch einige Zuflüsse verstärkte Wettenbach, mit welchem sich, nachdem er das Dorf verlassen, der nordwestlich herkommende Steinbach verbindet. Gschwend, der Sitz einer neuerlich errichteten Post-Expedition und eines K. Revierförsters, hat ein reinliches stattliches Aussehen, wozu namentlich die Häuser mehrerer Wirthe und Kaufleute beitragen.

In der Mitte des Orts steht die 1758–1760 von der Pfarrgemeinde erbaute, von der Stiftungspflege zu erhaltende, massive Kirche, die ein Quadrat bildet und mitten auf dem Dache ein in Schrauben stehendes Thürmchen mit einer 1835 angekauften Uhr von Stoß in Ulm hat. Das etwas entferntere Pfarrhaus hat die Herrschaft Wurmbrand 1760 erbaut und ist von der Standesherrschaft Limpurg-Gschwend zu erhalten. Das freundliche Försterhaus wurde 1827 erbaut. Von den beiden Schulhäusern wurde durch die Schulgemeinde das eine 1827 erbaut, das andere mit einem Staatsbeitrag von 800 fl. erworben. Der Ort hat vorzügliches Trinkwasser. Der sog. Weilerbrunnen, eine starke schwefelhaltige Quelle, deren Abfluß auch Winters dampft, soll in einem ehemaligen Badhaus benützt worden seyn (Prescher II, 205). Gschwend ist arm und hat eine für seine Bevölkerung zu kleine Markung. Bis zu Errichtung der Pfarrei ein kleiner Weiler, wurde es jetzt erst bedeutender. Seine Bevölkerung (1715 96, 1737 158, 1785 458) hat sich in den letzten 67 Jahren mehr als verdoppelt. Die 4 Vieh- und Flachs-Märkte, welche seit 1762 und 1776 bewilligt sind, kommen ihm wohl zu Statten, da dieselben sogar von Maulbronn und Nürtingen her besucht werden. Ein ehemaliger herrschaftlicher Fohlenhof ist längst eingegangen. Die Pfarrei, 1758 aus Gschwend und umliegenden, nach Frickenhofen und Kirchenkirnberg eingepfarrten, Orten gebildet, wozu die Gräfin Julianne Dor. Louise von Wurmbrand den ersten Fonds mit 1000 fl. stiftete, ist seit 5. Oct. 1831 durch die Standesherrschaft Limpurg-Gschwend zu besetzen. Außer der einen Fonds von 120 fl. besitzenden Volks-Schule, an welcher ein Schulmeister, ein Unterlehrer und ein Gehilfe stehen, ist auch eine Industrie-Schule vorhanden. Der 1797 am südwestlichen Ende des Dorfes angelegte Begräbnißplatz ist seit 1839 verlassen und wird seitdem wieder der alte Kirchhof benützt.

Den Namen des Orts glaubt Prescher von wendischen Ansiedlern

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_154.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)