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– Es ist eine öffentliche Schießstätte vorhanden. – Straßenbeleuchtung findet nicht Statt.

Für den Kirchendienst sind ein Stadtpfarrer, zugleich Dekan, und ein Helfer, zugleich Pfarrer in Münster, angestellt. Der letztere, früher „Caplan“ genannt, hatte schon seit der Reformation zugleich die Pfarrei Münster zu versehen, bis 1710 die Helfersstelle mit dem Präceptorat verbunden wurde; am 10. Januar 1810 trat jedoch, unter Aufhebung des Präceptorats, die jetzige Verbindung wieder in’s Leben. Gaildorf hat keine eigentlichen Filialien. Das Patronat zur Stadtpfarrei, welches mit den Episcopatrechten bis 1806 der Landesherrschaft zustand, üben seit 5. Okt. 1831 die Krone zu 1/8 und die Standesherrschaften Limpurg-Gaildorf zu 4/8 und Limpurg-Waldeck zu 3/8 nach einem gewissen Turnus aus.

Außer dem schon S. 79 erwähnten Armenhaus, das früher ein Lazareth oder Siechenhaus war, sind keine besondere Armen- und Kranken-Anstalten vorhanden. Die Stiftungs-(Heiligen-)Pflege besitzt nur 12/8 M. Grundeigenthum und 3703 fl. Activ-Capitalien, worauf 3699 fl. Schulden haften. Da die Einnahmen 329 fl., die Ausgaben aber 389 fl. betragen, so muß die Gemeinde in’s Mittel treten. Außerdem ist eine Lazareth-Pflege und eine Almosen-Pflege vorhanden. Die erstere besitzt das Armenhaus, 1/4 M. Garten und 4800 fl. gestiftete Capitalien; die letztere 1828 fl. Capital-Vermögen, das durch regelmäßige Wochensammlungen und 1000 fl., welche der Stadtpfleger Chr. Sigm. Maurer 1848 stiftete, zusammenkam; der Zins aus diesen 1000 fl. wird nach Anordnung des Stifters je zur Erziehung eines armen Kindes der Stadt verwendet.

Die lateinische Schule, welche seit der Reformation bestand, ist, wie schon erwähnt, 1810 aufgehoben worden. Dagegen wurde 1839 eine am 4. Dezember in’s Leben getretene, niedere Realschule, wozu der Staat jährlich 250 fl. beiträgt, errichtet. An der deutschen Schule stehen ein Schulmeister und ein Unterlehrer. Die von der Stiftungspflege verwalteten Schulstiftungen betragen 200 fl., der Schulfond 90 fl. 24 kr. An der 1833 neuerrichteten Industrieschule für Knaben und Mädchen unterrichten ein Lehrer und eine Lehrerin.

Der 1710 angelegte Begräbniß-Platz liegt nahe bei der Vorstadt an dem Wege nach Münster; er hat eine kleine Capelle, wo die Leichenreden gehalten werden.

Auf der Stadtmarkung befinden sich:

a) die Rudolphsmühle, nahe am Kocher, an einem von der Höhe herabstürzenden namenlosen Bache. Zuerst eine Mahl-, dann eine Schleif- und Walk-Mühle, ist sie jetzt für die schon erwähnte Beinwaaren-Fabrik

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_125.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)