Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vorüber nach Hinter-Steinenberg, von da westlich an Nardenheim vorbei nach Seelach und weiter gegen Horlachen, wo sie in die zuerst beschriebene von Canstatt herkommende alte Straße einlauft, und somit diese mit der großen römischen Heerstraße bei Adelstetten in Verbindung setzte. Diese Straße heißt bei Seelach das Hochsträß, bei Nardenheim kommen an ihr die Benennungen „Straßenäcker“ und bei Vorder-Steinenberg „Gassenäcker“ vor, welche ebenfalls auf einen alten Straßenzug hindeuten.

Wenn nun alle diese Umstände in Erwägung gezogen werden, so gewinnt die Ansicht, auf welche schon Prescher hindeutete, „daß die Römer nicht bloß an den Limes, sondern noch weiter in die Gegenden des Kochers vorgedrungen seyen,“ immer mehr Wahrscheinlichkeit.

Überdieß haben sich in dem Oberamtsbezirk noch manche Benennungen erhalten, die theils auf die Römer, theils auf eine allgemeine Befestigung dieser Gegend hindeuten, z. B. bei Marbächle „Heidenbach“, „Heidenklinge“, bei Wolfenbrück „Schanzäcker“, bei Ödendorf „Landgraben“, bei Eutendorf „Schanz“, bei Spöck „Götzenloch,“ bei Groß-Altdorf „Wacht“, bei Kieselberg „Wachtfeld“, bei Rauen-Bretzingen „Remsbach“ (Römerbach?), bei Geifertshofen „römischer Bach“, bei Hinter-Linthal „Romelsplatz“ u. s. w.

Die römischen Straßen, welche außerhalb des Grenzwalls fortsetzten, sind beinahe spurlos verschwunden, ohne Zweifel in Folge des Wiedervordringens der Alemannen, welches auch die Römer verhindert haben mag, außerhalb des später regulirten Grenzwalls größere, dauerhafte Wohnplätze anzulegen. Daher finden sich im Oberamtsbezirke keine eigentlichen römischen Alterthümer: denn auch der von Prescher (Gesch. v. Limpurg II, 188, und Altgermanien I, 1, 9) behauptete römische Ursprung des Rötherthurms bei Mittel-Roth ist mehr als zweifelhaft, da es sich nicht wohl annehmen läßt, daß die stets beunruhigten Römer Zeit gewannen, ein solch massives Gebäude zu errichten, dessen ganze Construction überdieß von der Art ist, daß auch nicht eine Spur an ihm entschieden für römischen Ursprung zeugen würde. Derselbe stammt vielmehr ohne allen Zweifel aus dem Mittelalter, und die auf einzelnen Quadern befindlichen Figuren, welche Prescher für etrurische Schriftzüge hält, mögen, wie an manchen anderen mittelalterlichen Bauten (Stieglitz, Geschichte der Baukunst, 1837, S. 616), Steinmetzzeichen seyn. Der noch stehende Thurm ist viereckig, etwa 70′ hoch und jede Seite 26′ lang; auf der östlichen Seite befindet sich 30′ über der Oberfläche der 6′ hohe und 3′ breite rundbogige Eingang, unter welchem zwei viereckige Löcher sich befinden, in denen noch spärliche Überreste von Balken, die ehemals den Vortritt unterlagerten, sichtbar sind. Außer dem Eingang sind nur noch

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_113.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)